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DFG-Förderprogramme für FH/HAW

DFG-Spitzenforschung an der HAW Hamburg

Um Mittel der Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG) für Forschungsvorhaben zu erhalten, müssen einige Hürden genommen werden. Dennoch gelingt es Forschenden an der HAW Hamburg zunehmend, DFG-Mittel einzuwerben. Ein Bericht über Fördermöglichkeiten und mit welchen Projekten Forschende erfolgreich waren.

Frau im Labor mit weißem Kittel

Laut des Jahresberichts 2022 gibt die DFG rund 3,9 Mrd. Euro jährlich für Forschungsförderung im Spitzenbereich aus – davon soll laut einer Vorgabe des BMBF mindestens ein Prozent an FH und HAW fließen.

Die DFG ist „die größte Forschungsförderorganisation und zentrale Selbstverwaltungseinrichtung für die Wissenschaft in Deutschland“ und spielt deshalb bei der Förderung universitärer Forschungsprojekte eine zentrale Rolle. Grundsätzlich antragsberechtigt sind auch promovierte Forschende an HAW/FH, allerdings ist deren Anteil an der auf die Förderung von erkenntnisorientierter Forschung ausgerichteten Programme eher gering. Die kürzlich wiedergewählte DFG-Präsidentin Prof. Dr. Katja Becker  betonte deshalb jüngst in der DFG-Pressemitteilung zu ihrer Wiederwahl, sich persönlich stark einzusetzen, „das Forschungspotenzial an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften stärker zu erschließen“. Die spezifischen Förderprogramme sollen die erkenntnisorientierte Forschung an HAW/FH unterstützen.

Es gibt die beiden Förderlinien Großgeräte und Forschungsimpulse
Dr. Christoph Porschke, Leiter der Servicestelle Forschung und Transfer (FuT) an der HAW Hamburg, freut sich über die von der DFG auf den Weg gebrachten Maßnahmen und wünscht sich zugleich einen noch deutlicheren Ausbau: „Die DFG nähert sich den HAW/FH nur langsam an. Das Forschungsverständnis – eher disziplinär als interdisziplinär oder eher erkenntnisorientiert als anwendungsorientiert – fällt schon anders aus“, sagt er.  Auch seien aufgrund der hohen Konkurrenz in den bisher für HAW/FH in Frage kommenden Programmen nur wenige Anträge erfolgreich, so Porschke. Die Hochschulen für angewandte Wissenschaften werden explizit mit den Förderlinien „Großgeräteaktion für Hochschulen für angewandte Wissenschaften“ und für „Forschungsimpulse“ angesprochen. Speziell mit ihrer Fördermaßnahme für Großgeräte möchte die DFG an den HAW/FH eine gute wie forschungskonforme Geräteinfrastruktur aufbauen.

Die DFG nähert sich den HAW/FH nur langsam an. Das Forschungsverständnis – eher disziplinär als interdisziplinär oder eher erkenntnisorientiert als anwendungsorientiert – fällt schon anders aus.

Dr. Christoph Porschke, Leiter der Servicestelle Forschung und Transfer an der HAW Hamburg

Laut des Jahresberichts 2022 gibt die DFG rund 3,9 Milliarden Euro jährlich für Forschungsförderung im Spitzenbereich aus – davon soll laut einer Vorgabe des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mindestens ein Prozent an Fachhochschulen und Hochschulen für Angewandte Wissenschaften fließen. Diese Vorgabe wurde bisher nicht erreicht. „Die Antragsstellung ist aufwendig und muss erkenntnisorientiert angelegt sein. Das ist für unsere Forschenden, die vor allem in der Lehre tätig sind, anwendungsorientiert forschen und ohne einen nennenswerten Mittelbau an wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen arbeiten, eine große Herausforderung“, sagt der Leiter von FuT, Christoph Porschke.

Umso größer war die Freude, als jüngst ein Förderantrag in der Großgeräteaktion positiv beschieden wurde. „Der HAW Hamburg ist es gelungen, knapp eine Million Euro zuzüglich 217.000 Euro Programmpauschale für das Großgerät MUST einzuwerben“, erklärte Prof. Dr. Alexandra von Kameke Anfang 2023 in einem hochschuleigenen Beitrag. Die Abkürzung MUST steht für "Mobile Multianalyseeinheit für Strömungen im Kontext von Power-to-X Technologien und Wasserstoffanwendungen". Neben Prof. von Kameke, Physikerin und Prodekanin für Forschung an der Fakultät Technik und Informatik (TI) aus dem Department Maschinenbau und Produktion sind weitere Kolleg*innen und Institute der HAW Hamburg wie das Heinrich-Blasius-Institut, das CC4E, das Forschungs- und Transferzentrum Future Air Mobility und das Forschungs- und Transferzentrum für Technische Akustik, sowie Kolleg*innen aus der Fakultät Life Sciences beteiligt.

Wir stehen als HAW Hamburg an der Schwelle zu einer neuen Forschungskultur, das ist ein äußerst spannender wie aufregender Prozess.

Leiter von FuT, Dr. Christoph Porschke

An der Schwelle zu einer neuen Forschungskultur
„Wir stehen als HAW Hamburg an der Schwelle zu einer neuen Forschungskultur, das ist ein äußerst spannender wie aufregender Prozess“, sagt Porschke. Dazu zählen auch die Bestrebungen, das eigenständige Promotionsrecht für die HAW Hamburg in drei forschungsstarken Bereichen zu erlangen. „Bei den großen Förderorganisationen wie DFG, BMBF und der EU erfolgreich zu sein, wird für die Profilierung und Ausstattung der Bereiche, die sich für das Promotionsrecht aufstellen, immer wichtiger “, so Porschke. Die Antragstellung bei den großen Ausschreibungen der DFG wird deshalb mit regelmäßigen Vernetzungstreffen intern unterstützt, die die Servicestelle FuT organisieren. Es kommen verschieden Wissenschaftler*innen zusammen, tauschen sich aus und vernetzen sich. „Hier trafen auch der wissenschaftliche Teamleiter des Competence Center für Erneuerbare Energien und EnergieEffizienz (CC4E), Mike Blicker, und die Professorin Alexandra von Kameke aufeinander. Am Ende kam der gemeinsame Antrag für das Großgerät MUST dabei heraus. Die DFG übernimmt dabei sogar die Beschaffung, was wirklich eine große Unterstützung ist. Dass das Projekt jetzt mit knapp einer Millionen Euro gefördert wird, ist eine großartige Perspektive für die Wissenschaftler*innen und für die HAW Hamburg insgesamt“, freut sich Porschke.

Haben Forschende es in die DFG-Förderung geschafft, genießen sie hohes Ansehen
Als jüngst die Nachricht kam, dass die Prodekanin für Forschung an der Fakultät Technik und Informatik, Prof. Dr. Alexandra von Kameke, wiederum mit zwei Projekten an einem neuen DFG-geförderten Sonderforschungsbereich im Verbund mit weiteren Hochschulen erfolgreich war, war die Freude im Department Maschinenbau und Produktion riesengroß. Dieses Mal geht es um smarte Reaktoren, die helfen sollen, die Produktion von hochwertigen Chemikalien flexibler, nachhaltiger und grüner zu machen. In dem von der DFG-geförderten Sonderforschungsprojekt „SMARTe Reaktoren für die Verfahrenstechnik der Zukunft“ sind neben der federführenden TU Hamburg die HAW Hamburg, die Leuphana Universität Lüneburg, die Universitäten Hamburg und Freiburg sowie die Forschungsinstitute Hereon Geesthacht und das DESY beteiligt. Die Fördersumme insgesamt beträgt rund 13,5 Mio. Euro für eine Laufzeit von 45 Monaten.

Prof. Dr. habil. Gesine Witt ist eine weitere erfolgreiche Forscherin an der HAW Hamburg, die seit langem DFG-Förderungen erhält und dazu Gutachterin und Sprecherin des Fachkollegiums „Wasserforschung“ bei der DFG ist. Die habilitierte Professorin für Umweltanalytik und -chemie sowie Ökotoxikologie lehrt und forscht am Department Umwelttechnik an der Fakultät Life Sciences. Als engagierte Umweltwissenschaftlerin bezieht sie seit 2001 bis heute Fördermittel von der DFG mit dem Schwerpunkt auf die Schadstoffanalyse und die Forschung zur Mikroplastikverschmutzung. Ihr jüngstes Projekt bei der DFG mit dem Titel “Recording the baseline before the change: First steps towards an integrated chemical and biological pollution and effects assessment off Dronning Maud Land” läuft seit vergangenem Jahr. Im Februar 2020 wurde die deutschlandweit bekannte Umweltwissenschaftlerin zum zweiten Mal als  DFG Fachkollegiatin für das Fachkollegium  „Wasserforschung“ gewählt. Die Mitglieder der Fachkollegien werden alle vier Jahre von promovierten Wissenschaftler*innen an deutschen Forschungseinrichtungen gewählt. Die Fachkollegiat*innen übernehmen auf Basis externer Gutachten die Bewertung von Förderanträgen an die DFG. Dazu stellen sie sicher, dass die Anträge nach einheitlichen Maßstäben beurteilt werden . Die nächste Fachkollegienwahl findet vom 23.10. bis zum 20.11.2023 statt. Die HAW Hamburg hat dafür eine Wahlstelle eingerichtet. Weitere Informationen im Beschäftigtenportal (Login erforderlich).

Prof. Dr.-Ing. Peter Wulf, Vizepräsident für Forschung und Transfer an der HAW Hamburg erklärt: „Die DFG hat ein sehr hohes, wenn nicht sogar das höchste Ansehen. Hat man es als Forschende*r einmal geschafft, in die Förderung der DFG aufgenommen zu werden, genießt man auch bei den Wissenschaftler*innen an Hochschulen, Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen eine hohe Reputation. Das zahlt auf das Selbstbewusstsein der Forscher*innen ein, trägt erheblich zum Renommee der HAW Hamburg bei und eröffnet vor allem neue Möglichkeiten in der Forschung. Daher freue ich mich sehr, dass wir mit unseren Förderanträgen bei der DFG zunehmend erfolgreich sind.“

Text: Katharina Jeorgakopulos
 

Weitere Informationen:
2021 wurde die erste von drei jährlichen DFG-Ausschreibungen der Großgeräteaktion für Hochschulen für angewandte Wissenschaften veröffentlicht. Die Förderung soll den strukturellen Ausbau vorhandener Geräteinfrastruktur im Hinblick auf erkenntnisorientierte Forschung unterstützen und ist mit insgesamt einer Million Euro dotiert. Die DFG-Großgeräteaktion befindet sich in der Pilotphase, die letzte der drei Ausschreibungsrunden endete Anfang dieses Jahres. 

Das Förderinstrument Forschungsimpulse (FIP) wird seit 2022 jährlich ausgeschrieben. Es soll explizit die erkenntnisorientierte Forschung an HAW/FH weiter stärken und sie in der Entwicklung ihres wissenschaftlichen Profils unterstützen. Bei einer Förderzeit von fünf Jahren können eine Million Euro pro Jahr beantragt werden. Zudem besteht die Option den Förderzeitraum um weitere drei Jahre zu verlängern. Darüber hinaus hat die DFG Programme zur Förderung der Internationalisierung der Forschung oder des Erkenntnistransfers für HAW/FH entwickelt: https://www.dfg.de/foerderung/foerderinitiativen/haw-massnahmen/ und https://www.dfg.de/foerderung/info_wissenschaft/2023/info_wissenschaft_23_02/index.html

Vom 28. bis 29. März 2023 empfing die HAW Hamburg eine Arbeitsgruppe des Wissenschaftsrats anlässlich der „Begutachtung der forschungsstarken Bereiche“ der Hochschule im Hinblick auf ein mögliches bereichsbezogenes Promotionsrecht: https://www.haw-hamburg.de/detail/news/news/show/auf-dem-weg-zum-eigenstaendigen-promotionsrecht/

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