Forschung zur Energiewende in Nordfriesland und Cuxhaven
Der Blick in die Medien legt manchmal die Vermutung nahe, dass es sich bei der Energiewende ausschließlich um ein technisches Thema handle, das nicht selten negativ behaftet ist oder zumindest kritisch hinterfragt wird: Versorgungssicher? Technisch machbar? Betriebswirtschaftlich sinnvoll? Vereinzelt mischen sich andere Themen in den Diskurs dazu, beispielsweise zur Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung. Allerdings oft mit Fokus auf fehlende Akzeptanz, die zu Klagen und damit Genehmigungsproblemen von Windparks führen kann. Bis Mitte 2019 war der Zubau mit gut 80 Windenergieanlagen drastisch eingebrochen, dabei müssten zwischen 1000 und 1500 Anlagen jährlich in Deutschland errichtet werden, um die Energiewende stemmen zu können. Auch damit wäre die Republik nicht "zugepflastert", wie manchmal zu hören, sondern maximal 2 % der bundesdeutschen Fläche würde für die Produktion von Windstrom genutzt. Zum Vergleich: Die Siedlungs- und Verkehrsfläche nimmt 14 % der Fläche in Anspruch und wächst am schnellsten.
Perspektivwechsel erfrischt
Bei diesen Zahlen wird offensichtlich, dass wir die Geschichte anders erzählen sollten, die Fakten neutral darstellen und Potentiale verdeutlichen müssen, um eine emissionsfreie Energieversorgung sicherzustellen und so unsere Lebensgrundlage zu erhalten. Dazu gehört auch, die lokale Bevölkerung mehr in den Blick zu nehmen – bei Planungsprozessen, Entscheidungen und Umsetzungen. Diesem Ziel kann man auf vielen Wegen näherkommen. Einer davon ist Akzeptanzforschung, um zu erfahren, wo denn der Schuh in Sachen Windenergie drückt. Davon abgeleitete Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft haben das Potential, Hindernisse bei der Erzeugung durch erneuerbare Energien zu mindern.
Das CC4E der HAW Hamburg setzt hier an. An der wissenschaftlichen Einrichtung arbeiten Ingenieur*innen und Sozialwissenschaftler*innen Hand in Hand in verschiedenen Großprojekten, wie X-Energy und NEW 4.0, immer nah am Puls der Zeit. So wird beispielsweise im Herbst in Hamburg eine Umfrage unter der lokalen Bevölkerung zu ihrer Wahrnehmung der Energiewende und Windenergieanlagen in der Umgebung gestartet. Nach etwa einem Jahr wird eine weitere Befragungswelle angestoßen, um mögliche Veränderungen in der Einstellung beobachten zu können. Dass die menschliche Wahrnehmung von verschiedenen Faktoren abhängt, haben unterschiedliche Studien bestätigt. Um lokale und regionale Einflüsse auf die Wahrnehmung vergleichen zu können, wird die Befragung deshalb parallel in Nordfriesland und Cuxhaven durchgeführt.
Ihre Meinung ist gefragt!
Das CC4E arbeitet in Cuxhaven mit der Umwelt Management AG (UMaAG) und in Nordfriesland mit der Licht ut GmbH & Co. KG zusammen, um die breite Bevölkerung für die Teilnahme an der Online-Befragung zur Wahrnehmung der Energiewende und Windenergieanlagen in der Umgebung zu gewinnen. Für aussagekräftige Ergebnisse braucht es eine rege Teilnahme einer Vielzahl von Menschen aus diesen Regionen – Personen ab 16 Jahren, aus allen Berufsgruppen und Interessengebieten.
Die Befragungen laufen von Mitte Oktober bis Januar und sind online hier zu erreichen: