12:45 - 13:45 Uhr | Keynote II
„Gesundheit, soziale Ungleichheit und die Bedeutung der digitalen Transformation: oder warum eine kluge Digitalisierungsstrategie eine analoge Begleitstrategie benötigt“
Prof. Dr. Jürgen Zerth (Forschungsinstitut IDC der SRH Wilhelm Löhe Hochschule, Fürth)
Die Entwicklung und Implementierung von digitalen Gesundheits- und Pflegeprozessen und – angeboten wird weniger von technischen Restriktionen als von adäquaten befördernden analogen Strukturen und Kenntnissen der Akteuren und Nutzer abhängig sein. Rachinger et al. (2019) unterscheiden hier zwischen Digitisierung und Digitalisierung und beschreiben mit Digitalisierung die Transformation sowohl bislang analog erfasster Daten in einem soziotechnischen Umfeld der damit betroffenen Akteure und deren organisatorischer Einbettung. Eine Teilhabe an diesem Digitalisierungsprozess nimmt etwa in Analogie nach Blachetta et al. (2016) sowohl die personalen Fähigkeiten und Kompetenzen der handelnden Akteure, die prozessualen Interaktionsbeziehungen zwischen Akteuren und Informationsschnittstellen, die alle auf einen Datenverwendungszweck bezogen sind und letztendlich die infrastrukturellen, weil organisatorisch und institutionell unterlegten Gesundheits- und Pflegeprozesse in den Blick. Somit gilt es gerade, Aspekte der Teilhabe an Digitalisierungsentwicklungen, akteurs und organisationsbezogen zu denken und institutionell zu analysieren, zu bewerten und zu begleiten. Exemplarisch wird die Effektivität und Effizienz von so genannten Digitalen Gesundheitsanwendungen wesentlich von einer gelungenen Verbindung von Gesundheitskompetenz und digitaler Kompetenz abhängig sein.
Literatur
Blachetta F., Bauer M, Poerschke K. u.a.: Weiterentwicklung der eHealth-Strategie: Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit. 2016, S. 15 ff. Online: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/E/eHealth/BMG-Weiterentwicklung_der_eHealth-Strategie-Abschlussfassung.pdf [abgerufen am 26.11.2020]
Rachinger M., Rauter R., Müller C. u.a.: Digitalization and its influence on business model innovation. In: Journal of Manufacturing Technology Management 30/2019, S. 1143–1160.
Informationen zum Vortragenden
Seit Oktober 2012 Professor für Wirtschaftswissenschaften, insbesondere Gesundheitsökonomie, an der Wilhelm Löhe Hochschule für angewandte Wissenschaften in Fürth und dort gleichzeitig Institutsleiter des Forschungsinstituts IDC. Seit 2015 ist JürgenZerthVizepräsident (Forschung) der WLH. Von 2010 bis 2012 Leiter des Forschungsinstituts der Diakonie Neuendettelsau. Nach Studium der Volkswirtschaftslehre (Schwerpunkten Gesundheitsökonomie und Sozialpolitik)von 2000 bis 2010 Geschäftsführer der Forschungsstelle für Sozialrecht und Gesundheitsökonomie an der Universität Bayreuth; Gastdozent an der SISU in Shanghai 2003 und 2006,sowie Lehrbeauftragter Gesundheitsökonomiean den Universitäten Jena (2007) und Bern (2010, 2012 und 2015)im WS 2009/2010 Vertretung des Lehrstuhls Wirtschaftspolitik an der RW-Fakultät der FAU. Forschungsgebiete liegen in den Bereichen Gesundheitsökonomik und Ökonomie der Langzeitpflege, Innovationsforschung und ökonomische Bewertung von Assistenzsystemen.
