15:50 - 16:35 Uhr  |  Parallelsesions III   |  Lebenwelten 2

Kinder und Jugendliche in Coronazeiten

1. Vortrag: "Kind sein in Zeiten von Corona – nicht alle sind gleich"

Dr. Alexandra Langmeyer-Tornier (Fachgruppe Lebenslagen und Lebenswelten von Kindern, Deutsches Jugendinstitut)

Vortragsbeschreibung folgt in Kürze

2. Vortrag: "Bewegung & Fitness von Kindern und Jugendlichen: verstärkt die Pandemie die soziale Ungleichheit?"

Vertretungsprof. Dr. Anke Hanssen-Doose (Institut für Bewegungserziehung und Sport, Pädagogische Hochschule Karlsruhe)

Bereits vor der COVID-19 Pandemie bewegten sich die Kinder und Jugendlichen in Deutschland, bemessen an der WHO-Empfehlung (Schmidt et al., 2020), zu wenig und ihre physische Fitness stagnierte auf vergleichsweise niedrigem Niveau (Hanssen-Doose et al., 2020). Das traf auf Kinder und Jugendliche aus Familien mit geringerem sozialen Status stärker zu. Die pandemiebedingten Maßnahmen der sozialen Distanzierung , Schließung von Kitas, Schulen und den Sportvereinen führten zunächst zum Wegfall und später dann durch Kompensationsangebote zur Reduktion der organisierten körperlich-sportlichen Aktivitäten (Schmidt et al., 2020). Bei Kindern und Jugendlichen hat die bereits vorhandene Ungleichheit in Bezug auf Bewegung und Sport im Laufe der Lockdowns weiter zugenommen (Schmidt et al, 2021): manche Kinder und Jugendliche hatten trotz Pandemie Zugang zu entwicklungsgemäßer Bewegung und gemeinsamem Sporttreiben, andere wiederum nicht. Kinder aus Mehrfamilienhäusern mit mehr als sechs Parteien und/oder ohne Zugang zu einem eigenen Garten waren in Bezug auf Bewegung und Sport benachteiligt. Neben der körperlich-sportlichen Aktivität sind die Körpermaße relevant für die physische Fitness. Hier berichten 27% der normalgewichtigen Kinder und Jugendlichen sowie 69% der Übergewichtigen von einer Gewichtszunahme im zweiten Lockdown. Während der beiden Lockdowns war keine Messung der physischen Fitness möglich, im Selbstbericht geben 38% der Befragten eine Verschlechterung der eigenen motorischen Leistungsfähigkeit und nur 13% eine Verbesserung an (Schmidt et al, 2021).

Literatur:
Hanssen-Doose, A., Niessner, C., Oriwol, D., Bös, K., Woll, A., & Worth, A. (2020). Population-based trends in physical fitness of children and adolescents in Germany, 2003–2017. European Journal of Sport Science, 1-11. Epub ahead of print. PMID: 32627676 DOI: 10.1080/17461391.2020.1793003

Schmidt, S.C.E., Burchartz, A, Kolb, S., Niessner, C., Oriwol, O., Hanssen-Doose, A., Worth^, A., Woll^, A. (2021): Zur Situation der körperlich-sportlichen Aktivität von Kindern und Jugendlichen während der Covid-19 Pandemie in Deutschland: Die Motorik-Modul Studie (MoMo), KIT Verlag (im Druck)

Schmidt, S.C.E., Anedda, B., Burchartz, A., Eichsteller, A., Kolb, S., Nigg, C., … Woll, A. (2020). Physical activity and screen time of children and adolescents before and during the COVID-19 lockdown in Germany: a natural experiment. Scientific Reports, 10 (1), 1-12. doi:10.1038/s41598-020-78438-4

Schmidt, S.C.E., Anedda, B., Burchartz, A., Oriwol, D., Kolb, S. Wäsche, H. … Woll, A. (2020). The physical activity of children and adolescents in Germany 2003-2017: The MoMo-study. PloS one, 15 (7), e0236117. doi:10.1371/journal.pone.0236117

Anke Hanssen-Doose leitet den Arbeitsbereich für „Bewegungsbildung, Diagnostik und Sport" am Institut für Bewegungserziehung und Sport der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (https://www.ph-karlsruhe.de/personen/detail/Anke_Hanssen-Doose_224) und ist verantwortlich für den Studiengang zum Lehramt im Fach Sport. Ihre Arbeitsschwerpunkte im Rahmen der „Motorik Modul-Studie“ (MoMo, https://www.sport.kit.edu/MoMo/index.php) liegen in der Erforschung von Entwicklungsverläufen der physischen Fitness von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland sowie ihren Determinanten. Daneben forscht sie im Bereich Bewegung & Lernen (Bewegungspausen, bewegter Unterricht, Draußenunterricht). Anke Hanssen-Doose hat Sportwissenschaften an der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) und Public Health an der HAW Hamburg studiert sowie zum Zusammenhang von Lebensqualität und Bewegung & Sport an der DSHS in Köln promoviert.