Wie ist die Idee zu einer Website zum Thema „Psychische Gesundheit im Studium“ entstanden?
Wir beraten ja Studierende und Studieninteressierte mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Die größte Gruppe sind Studierende mit psychischen Erkrankungen. Offen darüber zu sprechen und innerhalb der Hochschule einen Umgang zu finden, ist oftmals auch mit Ängsten besetzt. Die neue Website soll durch Aufklärung und Sensibilisierung Abhilfe schaffen – und vor allem Betroffenen Mut machen und ihnen signalisieren: Du bist nicht allein und es gibt Hilfsangebote! Insgesamt soll das Projekt zur Entstigmatisierung von Betroffenen und damit zu ihrem Studienerfolg beitragen.
Was genau bietet die Website, um das zu erreichen?
Wir haben Informationen zu den verschiedenen Problem- und Fragestellungen zusammengetragen und gebündelt. Um die Schwierigkeiten anschaulich zu machen, haben wir außerdem Comics illustrieren lassen, um typische Situationen, die viele Studierende und Studieninteressierte mit psychischen Beeinträchtigungen kennen, anschaulich aber auch humorvoll darzustellen. Das hilft auch denen, die nicht selbst betroffen sind, besser zu verstehen.
Zielgruppe sind also auch Nicht-Betroffene?
Genau! Auch für die Lehrenden ist es wichtig zu wissen, was psychische Erkrankungen für die einzelnen Studierenden bedeuten können und was unterstützend wirkt. Deswegen gibt es auf der Website auch Extra-Angebote für Lehrende. Und bei den Kommiliton*innen wächst so bestenfalls ebenfalls das Verständnis. Trotzdem richtet sich die Website hauptsächlich an die betroffenen Studierenden und Studieninteressierten.
Es gibt auch jede Menge Videos auf der neuen Internetpräsenz...
Ja. Es kommen zum einen die Studierenden selbst zu Wort, zum anderen aber auch Expertinnen wie Stefanie Kieback von der Zentralen Studienberatung der HAW Hamburg. Es ist sehr beeindruckend, wie offen alle sprechen. Das verströmt eine große Kraft und zeigt wie verschieden die Menschen sind und wie unterschiedlich sie mit ihren Schwierigkeiten umgehen.
Aber es sind überhaupt keine Männer dabei.
Das ist richtig! Das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass Männer nicht betroffen sind. Ihnen fällt es aber deutlich schwerer, sich vor einer Kamera öffentlich zu ihrer Erkrankung zu bekennen. Einige haben sich im Hintergrund eingebracht. Wir thematisieren das auch auf der Seite. Es spiegelt einfach die gesellschaftliche Wirklichkeit wider, in der psychische Erkrankungen bei Männern stärker stigmatisiert sind und seltener offen kommuniziert werden.
Wie wurde das Projekt praktisch umgesetzt?
Wir haben einen Antrag bei der Hamburg Open Online University (HOOU) für das Projekt gestellt und dieser wurde bewilligt. So konnten wir zum einen die Comics in Auftrag geben, Transkripte und barrierefreie Dokumente erstellen lassen und zum anderen die Verträge für Tobias Kahrmann und Kyra Furgalec bezahlen. Die Zusammenarbeit im Team hat Spaß gemacht und war sehr produktiv - auch durch die unterschiedlichen Blickwinkel und Erfahrungen als Lehrende, Beratende, Studierende aber auch als Betroffene. Prof. Dr. Dieter Röh war als Beauftragter für die Studierenden mit gesundheitlicher Beeinträchtigung der Leiter des Projekts. Bei der Produktion der Videos hat uns das HOOU-Team ganz maßgeblich unterstützt. In Zusammenarbeit mit dem International Office sollen nun noch Informationen auf Englisch für internationale Studierende folgen.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die Website!
Zur Website "Studieren mit einer psychischen Erkrankung"
Interview: Maren Borgerding