Moderne Verwaltung braucht konsequente Digitalisierung – sowohl um alltägliche Bürgerservices wie An- und Ummeldungen, Anträge bei Sozial- und Bauämtern oder Kfz-Angelegenheiten nutzerfreundlich zu ermöglichen, als auch um die internen Prozesse in Behörden und Ämtern effizienter zu gestalten. Doch Deutschland hinkt bei der digitalen Transformation immer noch gewaltig hinterher.
In einer repräsentativen Umfrage des Verbands der Internetwirtschaft vom August 2023 sieht die Mehrheit der 2.500 Befragten ab 18 Jahren (70 %) keine erkennbaren Fortschritte in der digitalen Transformation Deutschlands. Besonders kritisch bewertet wird der Stand der Digitalisierung von Behörden und Verwaltung (63 %), der Ausbau der digitalen Infrastruktur (53 %) und der Cybersicherheit (33 %). Die deutliche Mehrheit der Befragten (86 %) ist der Meinung, dass die aktuelle Digitalpolitik nicht mit den im Koalitionsvertrag formulierten Zielen zur Gestaltung Deutschlands als Vorreiter in der Digitalisierung übereinstimmt.
Europaweiter Vergleich: Deutschland weit abgehängt bei der Digitalisierung
Mit dem Onlinezugangsgesetz (OZG) von 2017 setzte sich der Bund das Ziel einer weitgehenden Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. Konkret sollten 575 Verwaltungsdienstleistungen bis Ende 2022 von den Bürgern in Anspruch genommen werden können. Gemäß einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft konnten lediglich 105 Vorhaben fristgerecht umgesetzt werden (Stand März 2023). Damit befindet sich Deutschland in Bezug auf den Stand des E-Government laut Digital Economy and Society Index (DESI) im europäischen Vergleich auf Platz 18 der 27 Mitgliedsstaaten.
„Als Gründe für das Scheitern der im OZG festgesetzten Ziele können dabei insbesondere institutionelle Herausforderungen ausgemacht werden“, erklärt Prof. Dr. Heike Papenheim-Tockhorn, Leiterin des Departments Public Management an der HAW Hamburg.
Innovative Weiterbildung, um digitale Transformation in Verwaltungen zu planen
Papenheim-Tockhorn hat gemeinsam mit Kolleg:innen der HAW Hamburg und externen Fachleuten eine Weiterbildung für Führungs- und Fachkräfte konzipiert, in der die Erfolgspotenziale und Probleme der Digitalisierung für die Öffentliche Verwaltung analysiert werden und im Dialog mit den Teilnehmenden strategische und lösungsorientiere Ansätze für digitale Transformationsprozesse entwickelt werden. „Digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung“ heißt die insgesamt zehntägige Qualifizierung in drei Modulen, die am 15. Oktober 2024 am Campus Weiterbildung der HAW Hamburg startet. Mit einer freiwilligen Fallstudie als Abschlussarbeit haben die Teilnehmenden sogar die Möglichkeit, ein europaweit anerkanntes Hochschulzertifikat mit 6 Credits Points zu erwerben. „Die Weiterbildung hat sehr viele Aspekte der digitalen Transformation erkenntnisreich ausgeleuchtet. Gerade die Mischung unterschiedlicher Lehrender und externer Impulse war besonders gut“, resümierte René Menken, Kämmerer des Landkreises Verden, seine Teilnahme am letztjährigen Durchgang.
Neben strategischen, rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen leuchtet die Weiterbildung auch ganz praktische Aspekte der Digitalisierung aus. Aus Hamburg, hinter München auf Platz zwei im Smart City Index 2023 des Digitalbranchenverbandes Bitkom, berichten Vertreter:innen der Senatskanzlei sowie der Sozial-, Finanz- und der Innenbehörde über ihre Projekterfahrungen. „Hamburg liefert sehr gute Beispiele, wie digitale und persönliche Vernetzung funktioniert. Es war eindrucksvoll, das zu erleben“, berichtet Raphael Klinkert von der Bundenetzagentur in Mainz. Er hat gerade seine Abschlussarbeit für diese Weiterbildung erfolgreich präsentiert und damit ein Hochschulzertifikat mit 6 Credit Points erworben.
Start der Weiterbildung am 15. Oktober 2024 - Frühbucherpreis bis 15. August
Die Weiterbildung “Digitale Transformation der öffentlichen Verwaltung” umfasst an zehn Tagen 54 Stunden in Präsenz am Campus Weiterbildung der HAW Hamburg sowie im Live-Online-Format via Zoom. Sie startet am 15. Oktober 2024 mit vier Präsenztagen. Block zwei erfolgt online vom 11. bis 13. November, der Abschluss findet vom 9. bis 11. Dezember wieder in Präsenz in Hamburg statt. Teilnehmen können Fach- und Führungskräfte der öffentlichen Verwaltung mit mindestens drei Jahren Berufserfahrung, die sich und ihre Organisationen für die Herausforderungen der Digitalisierung fit machen wollen und digitale Transformationsprozesse aktiv gestalten möchten. Die Teilnahme kostet 2.580 Euro (bis 15. August gilt ein Frühbucherrabatt für 2.290 Euro).
Alle Teilnehmenden erhalten im Anschluss an den vollständigen Besuch der Weiterbildung einen umfangreichen Weiterbildungsnachweis der HAW Hamburg. Teilnehmende haben zusätzlich die Möglichkeit, ein europaweit anerkanntes Hochschulzertifikat mit 6 Credit Points zu erwerben. Dafür sind zusätzlich eine Fallstudie und Präsentation anzufertigen (Aufwand: 96 Stunden).