Die erste Direct Air Capture-Anlage in Norddeutschland ist in Betrieb: Den Startschuss gaben heute am Technologiezentrum Energie-Campus des Competence Center für Erneuerbare Energien und EnergieEffizienz (CC4E) Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank, Umweltsenator Jens Kerstan und Prof. Dr. Micha Teuscher, Präsident der HAW Hamburg.
Die Anlage ist ein wichtiger Baustein, zukünftig CO2-Quellen für die Dekarbonisierung zu nutzen. Sie filtert Kohlenstoffdioxid aus der Umgebungsluft, bereinigt es und leitet das so gewonnene Kohlendioxid zusammen mit Wasserstoff aus der Elektrolyse in einen Bioreaktor. Darin wandeln spezielle anaerobe Einzeller, sogenannte Archaeen, die beiden Gase in Methan um – das später zum Beispiel in einem Heizkraftwerk Strom und Wärme erzeugen kann, wenn die Stromproduktion aus Windkraft und Photovoltaik zu niedrig ist. Der Prozess ist CO2-neutral: Die Verbrennung des erzeugten Methans setzt nur genauso viel CO2 frei, wie die Direct Air Capture-Anlage zuvor der Atmosphäre entnommen hat.
Katharina Fegebank, Senatorin für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke: „Der Klimawandel ist die Herausforderung unserer Zeit. Das hat uns der vergangene Woche veröffentlichte IPCC-Report des Weltklimarats noch einmal deutlich vor Augen geführt. Um die Erderwärmung zu verlangsamen ist die Reduzierung von CO2-Emissionen in der Umgebungsluft entscheidend. Lösungsansätze wie der des Closed Carbon Loops können mithilfe Norddeutschlands erste Direct Air Capture Anlage die Energiewende entscheidend voranbringen. Das Competence Center für erneuerbare Energien der HAW Hamburg entwickelt sich zu einem großen Player in der Erforschung neuer regenerativer Energien und das zeigt einmal mehr, dass der Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft entscheidend für Innovationen ist, aber auch entscheidend für unsere Zukunft.“
Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft: „Wir müssen Hamburg smart, klimafreundlich und widerstandsfähig gegenüber den Folgen des Klimawandels aufstellen. Damit unsere Stadt zukunftsfähig bleibt. Ein wichtiger Baustein stellt das effiziente Zusammenspiel von Forschung und Politik dar. Neue Energiewende-Technologien müssen erprobt und bewertet werden, was hier an der HAW Hamburg – unter anderem mit diesem Projekt – eindrucksvoll unter Beweis gestellt wird. Ich hoffe sehr, dass sich diese Technologie in naher Zukunft auch im großen Maßstab einsetzen lässt – das wäre ein kaum zu unterschätzender Beitrag aus Hamburg für die weltweiten Bemühungen um mehr Klimaschutz.“
Prof. Dr. Micha Teuscher, Präsident der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg): „Als fakultätsübergreifende wissenschaftliche Einrichtung der HAW Hamburg ist das CC4E eine der bedeutendsten wissenschaftlichen Einrichtungen für die Energiewende in Norddeutschland. Mit der heutigen Eröffnung der ersten Direct Air Capture-Anlage in Norddeutschland bestätigt sich einmal mehr die Vorreiterrolle der HAW Hamburg in Sachen Erneuerbare Energien und Klimaneutralität. Die Suche nach wirksamen und nachhaltigen Lösungen für eine erfolgreiche Energiewende bleibt unverzichtbar. Das hat nicht zuletzt der vor wenigen Tagen vorgelegte aktuelle Bericht des Weltklimarats unterstrichen.“
Prof. Dr.-Ing. Hans Schäfers, stellvertretender Leiter CC4E und Leiter des Technologiezentrums Energie-Campus: „Um bis zum Jahr 2045 Klimaneutralität zu erreichen, ist die Kombination unterschiedlichster Technologien im Bereich von geschlossenen Kohlenstoffkreisläufen und negativer CO2-Emissionen notwendig. Mit der neuen Direct Air Capture-Anlage können wir nun hier am TEC an direkter Kohlenstoffabscheidung für stark vernetzte Sektorkopplungs- und Power-to-Gas Technologien forschen. Im Projekt Closed Carbon Loop erreichen wir einen geschlossenen CO2 Kreislauf und damit Klimaneutralität. Zukünftig wollen wir zeigen, wie sich auf diese Weise und mit Hilfe erneuerbarer Energien auch negative CO2 Emissionen erreichen lassen.“
Die neue Direct Air Capture-Anlage gehört zum Teilprojekt „ClosedCarbonLoop“ der Projektpartnerschaft X-Energy. Zusammen mit 16 regionalen und überregionalen Unternehmenspartnern arbeiten Professor*innen aller Fakultäten der HAW Hamburg im Rahmen von X-Energy interdisziplinär daran, das lastgeführte Stromsystem in ein überwiegend erzeugungsgeführtes, flexibles umzugestalten.