Prof. Stöver, die nächste Abschlussfeier des Departments Maschinenbau und Produktion steht an und wird im Michel stattfinden. Warum an diesem Ort? Wie kam es dazu?
Die Abschlussfeier fand jedes Jahr in der Aula unseres Gebäudes am Berliner Tor 21 statt. Bis zu 300 Absolvent*innen und Angehörige, Lehrende, Vertreter*innen von Industriepartnern sowie des Freundeskreises Maschinenbau und Produktion nahmen daran teil. Die Feier diente dabei auch dem Netzwerken. Während der Pandemie war die Veranstaltung auch wegen der Abstandsregeln nicht möglich. Aus diesem Grund haben wir uns in Hamburg nach Alternativen für einen größeren Raum umgesehen. Die Hamburger Michel ist groß genug, so dass eine Feier auch unter Pandemiebedingungen möglich ist. Außerdem ist der Michel ein sehr traditionsreicher Ort für Abschlussfeiern: Kürzlich fand dort die Meisterfeier des Handwerks statt und während der Corona-Pandemie wurden Abiturzeugnisse von Gymnasien dort übergeben. Ich selbst habe mein Diplomzeugnis der TU Hamburg vor über 20 Jahren im Hamburger Michel erhalten. Das Wahrzeichen der Stadt ist also ein geeigneter Ort für diese Art Feier.
Es werden die Abschlussjahrgänge 2021 und 2022 ausgezeichnet. Wie vielen Absolventinnen und Absolventen werden Sie die Zeugnisse in die Hand drücken?
Wir freuen uns sehr, dass wir über 120 Absolventinnen und Absolventen mit ihren Angehörigen begrüßen können.* Ein Drittel davon sind Abschlüsse in unseren vier Masterstudiengängen. Das zeigt die wachsende Bedeutung des wissenschaftlich orientierten Studiums an unserem Department und den Wunsch der Absolvent*innen, ihr Studium nach dem Bachelor an der HAW Hamburg fortzusetzen. Zudem ehren wir Bachelor-Absolventen sowie Promovierte, die in unserem Department ihre Forschungsarbeiten durchgeführt haben. Auch dieses ist ein Ausdruck für den akademischen Wandel an der Hochschule.
Es werden nicht nur Absolventinnen und Absolventen verabschiedet, sondern auch Preise verliehen. Welche sind das genau und für was werden sie verliehen?
Mit dem Werner-Baensch-Preis wird die beste Bachelorarbeit prämiert. Werner Baensch war Absolvent der Ingenieurschule und hat insbesondere die Praxisorientierung des Ingenieurstudiums im Blick gehabt. Deshalb werden bis heute die prämierten Arbeiten in Kooperation mit einem Industrieunternehmen durchgeführt. Die Vergabe erfolgt durch den Freundeskreis Maschinenbau und Produktion Berliner Tor e.V.
Die Herbert-Rehn-Stiftung prämiert das beste Bachelorabschlusszeugnis eines Jahrgangs. Herbert Rehn lag die Unterstützung Studierender mit wirtschaftlich schwierigen Lebenssituationen am Herzen. Deshalb vergibt die Stiftung auf Antrag Stipendien an Studierende, die ihnen die Teilnahme an Tagungen oder Exkursionen erlaubt oder sie mit Sachmitteln unterstützt. Die Übergabe erfolgt durch den Stiftungsvorstand.
Mit der Franz-Herbert-Spitz-Preis wird die beste Masterarbeit gewürdigt. Franz-Herbert Spitz war ebenfalls Absolvent der Ingenieurschule Hamburg und hat die Franz-Herbert-Spitz-Stiftung gegründet, um hervorragende Masterarbeiten zu prämieren. Die Übergabe erfolgt durch die Departmentsleitung. Bei der anstehenden Abschlussfeier vergeben wir die Preise der vergangenen zwei Jahre.
Gibt es einen allgemeinen Trend, der in den Arbeiten der Studierenden zu erkennen ist? Spielt das Thema Nachhaltigkeit bei den zukünftigen Ingenieurinnen und Ingenieuren eine Rolle?
Die Aufgabenstellungen mit Blick auf die gesellschaftlichen Herausforderungen der digitalen Transformation und der Nachhaltigkeit nehmen eindeutig zu. Die aktuellen Themen der Wirtschaft sind deshalb auch die Themen unserer Studierenden. Über 90 Prozent der Abschlussarbeiten laufen in Kooperation mit Industrieunternehmen und Partnern aus dem Mittelstand. Es geht dabei immer stärker um die Optimierung von Produktentwicklung und Produktion. Ein weiterer thematischer Bezug zu den erneuerbaren Energien und die Mobilitätswende ergibt sich durch unsere zwei Studienrichtungen „Energietechnik“ und „Digital Engineering and Mobility“ im Bachelorstudiengang.
Adressiert die Feier eher die Eltern und Lehrenden oder hat sie auch eine besondere Bedeutung für die Absolventinnen und Absolventen?
Die Absolventenfeier hat eine besondere Bedeutung für die Absolventinnen und Absolventen. In den letzten Monaten wurden wir immer wieder gefragt, wann endlich wieder eine Verabschiedung stattfinden kann. Die Entscheidung für die Hauptkirche St. Michaelis wird von vielen als ein Highlight gesehen, das nach den schwierigen Zeiten der letzten zwei Jahre einen Neustart bedeutet. Vielleicht ist dieses auch ein Beginn einer neuen Tradition.
Lieber Herr Prof. Stöver, wir danken für das Interview.
(Interview: Tiziana Hiller/Katharina Jeorgakopulos)