Der Comic von Mia Oberländer wurde im vergangenen November prämiert. Die drei Protagonistinnen darin haben alle den gleichen Vornamen: Anna 1, Anna 2 und Anna 3. Dabei sind Anna 2 und Anna 3 sehr groß, zumindest finden das die Mutter sowie Großmutter, Anna 1, genau wie ihr Bergdorf und der Rest des Umfelds. Anna 2 und Anna 3 werden dabei mit Vorurteilen konfrontiert und verurteilt. In der Begründung der Jury für die Auszeichnung des Comics heißt es: „Es ist ein Buch, das denjenigen Mut machen will, die aufgrund von Äußerlichkeiten ausgegrenzt werden. Indem es mit all den Klischees spielt, sie entlarvt, und somit lächerlich macht.“
Für die Autorin geht es dabei um Selbstwahrnehmung, das Selbstbild und die Rückmeldung, die man aus dem eigenen Umfeld bekommt. Außerdem steckt auch einiges von der eigenen Familiengeschichte in dem Werk: „Lange hielt ich mich selbst für die dünnste und größte Person der Welt, dabei bin ich nur 1,75 m groß. Dass nur ich das so wahrnehme, ist mir erst aufgefallen, als ich nach Hamburg gezogen bin“, sagt Oberländer. Recherchen, wie der eigene familiäre Hintergrund und die Eigenwahrnehmung zusammenpassen, brachten Oberländer dazu, ihren Comic zu zeichnen.
Mutig gegen Klischees und Ausgrenzung
Der Graphic Essay von Mia Oberländer spielt mit Klischees und zieht sie ins Lächerliche.
Dank an Professorin Anke Feuchtenberger
Die Geschichte der jungen Künstlerin ist aber nicht nur eine persönliche, sie enthält auch einen wichtigen Kern. „Es um ein bestimmtes Gefühl, das ich transportieren will. Das kennen viele und kann auf verschiedene Art und Weise verstanden und interpretiert werden“, sagt sie. Eine wichtige Rolle habe auch ihre Professorin Anke Feuchtenberger gespielt. „Sie hat im vergangenen Jahr einen Preis für ihr Lebenswerk bekommen. Ohne ihren Einfluss hätte ich den Preis wahrscheinlich nicht bekommen“, so Oberländer weiter.
Die Preisverleihung findet nicht wie vorgesehen in Präsenz statt. Das Stuttgarter Literaturhaus stellt Auszüge aus dem prämierten Band in der Stuttgarter Innenstadt aus. Der Spaziergang kann auch online durchgeführt werden. Ein paar Monate später soll „Anna“ zudem im Literarischen Colloquium Berlin gezeigt werden. Im September erscheint das Werk in der Edition Moderne.
Mit dem Preisgeld wird Mia Oberländer als Künstlerin ein Stück weit freier: „Für meine Masterarbeit möchte ich eine neue Geschichte erzählen, für die ich Zeit brauche ohne zu jobben. Das kann ich mir jetzt erlauben.“
Kurzbiografie
Mia Oberländer studiert seit 2015 Illustration an der HAW Hamburg. Sie hat sich im Bachelor bei Professorin Anke Feuchtenberger auf den Bereich „graphische Erzählung“ spezialisiert. „Anna“ entstand im Rahmen ihrer Bachelorarbeit. Aktuell ist sie im Master eingeschrieben, arbeitet als freiberufliche Illustratorin und beim Norddeutschen Rundfunk als Multimedia Assistentin. Daneben ist sie seit 2019 Mitorganisatorin des Hamburger Comicfestivals.
Text: Ted Koob
