Das Projekt ist Teil der X-Energy-Forschungspartnerschaft am Competence Center für Erneuerbare Energien und EnergieEffizienz (CC4E) der HAW Hamburg. Die READiTM-Pilotanlage (READi = Reactive Distillation) soll Abfallstoffe wie Altfette und Plastikabfälle in klimaneutralen schwerölfreien Erdölersatz umwandeln und ist auf eine Jahreskapazität von 100 Tonnen ausgelegt. Aus dem Erdölersatz können unter anderem flüssige Kraft- und Brennstoffe aller Art, Kunststoffe und vieles mehr hergestellt werden. Das Verfahren wurde von der Forschungsgruppe „Verfahrenstechnik“ unter der Leitung von Prof. Dr Willner und Prof. Dr. Anika Sievers an der Fakultät Life Sciences der HAW Hamburg in Zusammenarbeit mit der Partnerfirma Nexxoil GmbH entwickelt. Weiterer Kooperationspartner ist Krebs Brüggen Sekundärrohstoffe GmbH & Co. KG (KBS) zur Bereitstellung der Abfallstoffe.
Schwerpunkt des Projektes ist es, einen Beitrag zu einer klimaneutralen Mobilität als Teil der Energiewende zu leisten. Das Forschungsprojekt READi-PtL liefert dabei vielversprechende Ergebnisse: Der Wasserstoffbedarf für die Hydrierung, also die Aufbereitung des Erdölersatzes aus dem READiTM-Prozess zu synthetischen Kraftstoffen konnte so weit reduziert werden, dass der Stromverbrauch bei 1 kWh pro Liter Kraftstoff und damit bei nur rund 5 kWh pro 100 km Fahrstrecke liegt. Damit besteht das Potential für eine Schlüsseltechnologie zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors. Die Sektorenkopplung als Verbindung zwischen Erneuerbaren Energien und Verbrauchssektoren wie der Mobilität über den Wasserstoffpfad und die Verwendung von Rest- oder Abfallstoffen bieten hierfür erfolgsversprechende Potentiale, auch, weil Strom und Wasserstoff effizient eingesetzt werden.
Das Forschungsprojekt READi-PtL findet im Rahmen der Forschungsinitiative X-Energy statt und wurde mit 655.200 Euro Fördermitteln vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt. Nachdem das READiTM-Verfahren in den vergangenen Jahren bereits im Labor- und Technikummaßstab erfolgreich getestet wurde, wurde es danach in einer Pilotanlage mit einem erhöhten Reaktorvolumen von 200 Litern getestet. Mithilfe der neuen Pilotanlage an der Fakultät Life Sciences der HAW Hamburg sollen die Daten zur Übertragung des Prozesses auf die industrielle Produktion bereitgestellt werden.
Katharina Fegebank, Wissenschaftssenatorin: „Das CC4E ist ein tolles Beispiel für die Innovationskraft der Wissenschaft in Hamburg. Hier arbeiten Forschende verschiedener Disziplinen gemeinsam an der Bewältigung der heutigen und zukünftigen Herausforderungen der Energiewende. Ich freue mich sehr, dass wir heute die Pilotanlage des Projekt READi-PtL eröffnen. Mit der neuen Anlage können zum Beispiel Plastikabfälle auf nachhaltige Weise zu Kraftstoff aufbereitet werden – und nachhaltige Kraftstoffe sind ein wichtiger Baustein, um zukünftig von fossilen Brennstoffen unabhängig zu werden.“
Prof. Dr. Werner Beba, Leiter des CC4E: „Zur Erreichung der Klimaschutzziele müssen die Anstrengungen im Mobilitätssektor deutlich verstärkt werden. Sowohl im Schwerlastbereich, Schiffs- und Flugverkehr bietet Elektromobilität nur begrenzte Möglichkeiten. Die Entwicklung und der Einsatz von synthetischen und nachhaltigen Kraftstoffen kann einen großen Beitrag zur Dekarbonisierung im Verkehr – nicht nur in Deutschland – leisten. Hierzu trägt das Forschungsprojekt READi-PtL am CC4E der HAW Hamburg maßgeblich bei. Vorteile für den künftigen Einsatz liegen auf der Hand: Die gewonnenen synthetischen Kraftstoffe können beispielsweise für herkömmliche (Verbrenner-) Motoren genutzt werden. Diese und weitere Vorteile machen das READi-Verfahren mit der Pilotanlage, die heute in Betrieb genommen wurde, zu einer greifbaren Schlüsseltechnologie künftiger Kraftstoffversorgung. Ich danke Prof. Dr.-Ing. Annika Sievers und Prof. Dr.-Ing. Thomas Willner und dem Unternehmen Nexxoil für die ausgezeichnete Arbeit.“
Prof. Dr.-Ing. Thomas Willner, Projektleiter von READi-PtL: „Bei der Verfahrensentwicklung standen drei Ziele im Vordergrund: Nachhaltiger Klimaschutz auf Abfallbasis, Effizienzsteigerung und Kostensenkung. Das hat zu einem preisgünstigen innovativen Konzept geführt, das es erlaubt, die Produktion dezentral in den Regionen durchzuführen, wo die Abfallstoffe anfallen, so dass der Transportaufwand minimiert wird, bisher nicht nutzbare Ressourcen verfügbar gemacht werden und die Wertschöpfung regional stattfindet.“