Heute, zwei Jahre später, studiert Nicole Selezinski im fünften Fachsemester Elektro- und Informationstechnik an der HAW Hamburg. „Universitäten organisieren Lehrveranstaltungen in einem größeren und eher anonymeren Rahmen, als es Hochschulen für Angewandte Wissenschaften tun. So stand ich vor der Frage: Welcher Lehrstil wäre mir lieber? In den späteren Semestern erreichten wir in einigen Fächern meiner Vertiefungsrichtung Informations- und Kommunikationstechnik Klassengrößen. Das macht die Kommunikation mit den Professor*innen erheblich einfacher und angenehmer. So ist die Hochschule meinen Vorstellungen gut nachgekommen“, sagt die 23-Jährige. Ein Bekannter hat damals in der Elektrotechnik promoviert und ihr oft von den Inhalten des Studiums erzählt, bis Selezinski sich schließlich als Gasthörerin in einigen Vorlesungen des ersten Semesters selbst davon überzeugte. So fand sie, dass der Bachelor in der Elektrotechnik ein guter erster Einblick in die Welt der Technik für sie wäre.
In einigen Fächern erreicht man Klassengrößen
Als sie ihr Studium 2018 aufnahm, hatte sie vorerst keine genaue Vorstellung davon, in welchem Bereich sie später arbeiten möchte. Da die Elektrotechnik ein sehr großes Spektrum an Anwendungen umfasst, war das für sie ziemlich überwältigend und hat viele Fragen aufgeworfen. Die wichtigste davon: Kann ich mir ein naturwissenschaftliches Studium und ein zukünftiges Arbeitsleben als Ingenieurin vorstellen? "Im Laufe des Grund- und Hauptstudiums habe ich meine Leidenschaft für die Kommunikationstechnik entdeckt. Ich habe eine Affinität für die Hochfrequenztechnik entwickelt, sodass ich nach meinem Bachelorabschluss am liebsten mit einem Master in der Hochfrequenztechnik fortfahren würde. Da die HAW diesen Studiengang nicht direkt anbietet, ziehe ich den Masterstudiengang Kommunikationstechnik in Betracht“, so Nicole Selezinski.
Bisher besuchte Selezinski alle Veranstaltungen des jeweiligen Semesters, um die Regelstudienzeit möglichst einhalten zu können. Es kam auch schon vor, dass sie in einer Klausur durchgefallen ist. Diese hat sie jedoch im Folgesemester nachgeholt. „Es ist nun mal viel Stoff, den man zu lernen hat, und es ist nicht ungewöhnlich über die Regelstudienzeit hinaus zu gehen. Es kommt auch vor, dass sich die Gruppen in den jeweiligen Modulen nicht immer aus Kommiliton*innen des eigenen Semesters zusammensetzen.“ Vor Beginn des Studiums hat sie nicht mit allzu vielen Kommilitoninnen gerechnet, jedoch waren es im Endeffekt mehr Frauen, als sie erwartet hatte.
Online-Labore kann man nicht mit Präsenz-Laborveranstaltungen vergleichen
Selezinskis Lieblingslabor ist das Labor für Kommunikationstechnik. „Dieses befasst sich mit Systemen und Verfahren für die Übertragung und den Austausch von Informationen sowie dem Betrieb von Netzen. Am meisten gefällt mir der Antennenmessraum, in dem Messungen und Begutachtungen der elektromagnetischen Umwelt, wie z. B. normenkonforme EMV-Prüfungen für die CE-Zertifizierung elektrischer Geräte, durchgeführt werden. Aufgrund der Corona-Pandemie habe ich bisher nicht viel in dem Labor arbeiten können, dafür habe ich alternativ mit dem zur Verfügung gestelltem Video-Material und zusätzlich an Simulationen elektromagnetischer Felder gearbeitet. Auch wenn ich die Vermittlung der Theorie mittels Online-Vorlesungen bislang als sehr gut empfinde, sind die Online-Labore leider nicht mit den Präsenz-Laborveranstaltungen vergleichbar.“
Schon in der Grundschule war Mathematik ihr Lieblingsfach. Auf der Realschule später besuchte Selezinski eine MINT-Klasse und belegte im Abitur möglichst viele naturwissenschaftliche Fächer. Ihre Eltern fanden diese Begeisterung großartig und unterstützten sie. Natürlich hat sich ihr Leben mit dem Studium verändert und sie muss ihre Freizeit gut strukturieren. „Es ist wichtig, die Woche über die Vorlesungsstunden hinaus gut zu organisieren. Nur so kann ich meine Vorlesungen nacharbeiten, die zugehörigen Übungen machen, mich rechtzeitig für die bevorstehenden Labortermine vorbereiten und eventuell noch einige Stunden arbeiten", sagt Selezinski. Heute arbeitet sie parallel zum Studium als Dozentin in den Fächern Mathematik, Physik und Technik im MINTarium Hamburg. Dieser außerschulische Lernort des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg bietet Schulklassen die Möglichkeit, verschiedene naturwissenschaftliche Experimente durchzuführen und eine Mathematik-Ausstellung zu besuchen.
Text: Aleksandra Doneva