»HAW goes USA« – Gastdozentenbesuch von der Virginia Tech
Im Rahmen des DAAD-ISAP*-Förderprojekts zwischen der HAW Hamburg und ihrem strategischen Partner, Virginia Tech, USA war Prof. Dr. Michael Philen vom 14.-18. Oktober 2019 zu Gast am Department Fahrzeugtechnik und Flugzeugbau. Ziel des Besuchs war es, den Lehrendenaustausch zwischen den Hochschulen weiterzuentwickeln und Professor Philen mit Masterstudierenden zu vernetzen.
Die besondere Expertise von Professor Philen liegt in den Bereichen der adaptiven Strukturen und der Smart Materials. Im Rahmen der Master-Vorlesungen von Prof. Dr. Ulrich Huber und Prof. Dr. Eckart Nast hielt er einen sehr spannenden Gastvortrag zum Thema „Adaptiver Leichtbau“, bei dem es um sogenannte „bioinspirierte“ Strukturen ging. Damit sind Funktionsweisen gemeint, die sich in ähnlicher Form in der Natur finden, im Fall von Professor Philen in den Bewegungsformen von Würmern und anderen Weichtieren.
Professor Dr. Huber fasste seinen Eindruck zusammen: »Es war sehr interessant zu sehen, wie eine geschickte Anordnung der Fasern durch eine Druckänderung im Inneren des Rohres eine Kontraktion oder Expansion der Struktur auslöst, ohne dass hierzu Stellmotoren, Getriebe oder Gelenke notwendig wären. Dies könnte in Zukunft in der Luftfahrt beispielsweise zur Einstellung von beweglichen Elementen genutzt werden. Umgekehrt kann diese Eigenschaft auch zur Energiegewinnung durch Wellen genutzt werden, ohne dass dafür Turbinen zum Einsatz kommen müssen.« Der Vortrag stieß auch bei den Masterstudierenden auf großes Interesse und in der anschließenden Fragerunde wurden die Themen begeistert diskutiert.
Großes Interesse an einem Masterprogramm mit der Virginia Tech
Im Rahmen der Vorlesungen wurde auch die Möglichkeit vorgestellt, die Masterthesis in Zusammenarbeit mit Professor Philen an der Virginia Tech anzufertigen. Diese Option ist ein neuer Baustein des ISAP-Projekts und soll den bestehenden Bachelor-Studierendenaustausch mit der Virginia Tech um den Masteraustausch erweitern. Der federführende Professor, Dr. Markus Linke, ist sich sicher: »Diese Möglichkeit wird nicht nur das studentische Austauschprogramm der Hochschulen stärken, sondern zugleich auch eine Möglichkeit sein, die wissenschaftliche Zusammenarbeit auf dem Gebiet „Adaptive Leichtbaustrukturen“ zu entwickeln.«
Erste Anwärter für dieses Programm stehen auch schon in den Startlöchern. Master-Student Daniel Peter möchte bereits zum März 2020 nach Blacksburg gehen. Er beschreibt seine Motivation, die Masterthesis an der Virginia Tech anzufertigen, so: »Das Forschungsgebiet von Professor Philen beschäftigt sich mit „intelligenten“ Materialien, die zum Beispiel eingesetzt werden können, um die aerodynamischen Eigenschaften des Flügels zu optimieren. Die sogenannte ‘Variable Camber Continuous Trailing Edge Flap (VCCTEF)‘ ist ein neuartiger Ansatz eines Hochauftriebssystems an der Flügelhinterkante, die den Luftwiderstand sowie akustische Emissionen verringert. Ich habe schon einige Erfahrungen in der Aerodynamik im Studium an der HAW Hamburg gesammelt. Die Chance, etwas zur Forschung an diesen zukunftsweisenden Technologien beizutragen, ist für mich besonders interessant und die Forschungseinrichtungen an der Virginia Tech für diese Art von Forschung sind besonders attraktiv.«
Vielversprechender fachlicher Austausch
Während der Woche in Hamburg gab es für Mike Philen auch die Möglichkeit, einige Fachkollegen an der HAW Hamburg kennenzulernen. Prof. Dr. Markus Linke und Prof. Dr. Ulrich Huber haben ihre Arbeit im Bereich Leichtbau vorgestellt, während Prof. Dr. Detlef Schulze Studienprojekte im Aerodynamiklabor erläuterte. Mit Prof. Dr. Wolfgang Gleine und Prof. Dr. Dragan Kozulovic gab es nicht nur einen Austausch über Forschungsthemen an der Hochschule und im neuen Akustiklabor, sondern auch eine Führung durch das Hamburger Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung (ZAL). Hierbei wurden die experimentellen Möglichkeiten der HAW Hamburg zur Untersuchung künftiger lärmreduzierender Maßnahmen in Flugzeugkabinen gezeigt. Professor Kozulovic beschreibt: »In den Gesprächen mit dem Kollegen Mike Philen bestand Konsens darüber, dass vielversprechende Entwicklungen auf diesem Gebiet nur durch interdisziplinäre Ansätze möglich sind und dass sich die entsprechenden Kompetenzen an beiden Hochschulen sehr gut ergänzen. Ferner wird der Transfer der dabei gewonnenen Erkenntnisse in die Lehre an beiden Hochschulen als sehr wichtig erachtet.«
Im Gespräch mit dem International Office wurde das neue Aerospace Engineering Curriculum an der Virginia Tech diskutiert und nach Möglichkeiten geschaut, wie weitere Hamburg-Kurse in Blacksburg angerechnet werden können. Mittelfristig soll es für Virginia Tech-Studierende möglich sein, ein ganzes Semester an der HAW Hamburg zu studieren, ohne das Studium in den USA zu verlängern. Als „Hamburg Track“ wäre das Programm Teil des US-Curriculums. Auf beiden Seiten gibt es eine große Offenheit und Bereitschaft, dieses Ziel so schnell wie möglich zu realisieren.
Mike Philen war insgesamt sehr angetan von der freundlichen Begrüßung und den interessanten Gesprächen mit Kolleg*innen und Studierenden und sieht einige Schnittstellen, wo beide Hochschulen zusammenarbeiten können. Mit den ersten Masterstudierenden und Gegenbesuchen in 2020 soll an diesem Ziel weitergearbeitet werden.
*DAAD ISAP: Deutscher Akademischer Austauschdienst, Internationale Studien- und Ausbildungspartnerschaften www.daad.de/isap
(Text: Ingrid Weatherall)