Neue Leitung für das Kompetenzteam Gesellschaftliche Transformation und Akzeptanz

Neben technologischen Fragestellungen liegt auch die gesellschaftliche Transformation im Forschungsfokus des CC4E. Ab sofort wird das zuständige Kompetenzteam durch eine neue Leitung verstärkt: Prof. Dr. Simon Güntner und Prof. Dr. Andreas Langer aus dem Department Soziale Arbeit unterstützen das CC4E bei sozialwissenschaftlichen Forschungsthemen. Zu diesem Anlass haben wir den beiden ein paar Fragen gestellt, um sich vorzustellen.

Prof. Dr. Simon Güntner (l.) und Prof. Dr. Andreas Langer (r.)

Sie sind beide als Professoren für Sozialwissenschaften an der HAW Hamburg tätig, einem sehr vielfältigen Forschungsfeld zum gesellschaftlichen (Zusammen)leben. Wo hatten Sie bereits Berührungspunkte mit dem Forschungsfeld der Erneuerbaren Energien?

Andreas Langer: Eines meiner Forschungsgebiete ist Soziale Innovation und Innovation sozialer Dienstleistungen. Im Zuge dieses Forschungsfokus sind zwei Probleme besonders in den Blick geraten: Das eine sind die Sozialimmobilien und die Notwendigkeit ihrer ökologischen Transformation. Es gibt in Deutschland riesige Bestände von Immobilien, wie z.B. Pflegeeinrichtungen, Werkstätten für Menschen mit Behinderung, Einrichtungen der Altenhilfe usw. die einen enormen Sanierungsbedarf mit sich bringen. Die zweite Perspektive ergibt sich aus meiner Professur für Sozialpolitik. Im Zuge der ökologischen Transformation sind neue soziale Bewegungen entstanden, die viel in der gesellschaftlichen Debatte  erreicht haben, allen voran ‚Fridays for future‘ aber zum Beispiel auch ‚German zero‘. Die ökologische Transformation zeigt sich als ein Phänomen, welches neue Ungleichheiten mit sich bringt.

Simon Güntner: Meine Berührungspunkte liegen v.a. in den Bereichen der Stadtentwicklung und Raumplanung sowie dem Wohnbau. Hier stellt sich die Frage, wie die Dekarbonisierung sozial verträglich organisiert werden kann. Wichtig ist mir dabei auch eine globale Perspektive, insbesondere mit Blick auf die Folgen und Lasten des Klimawandels, die die Energiewende so dringlich machen.
 

Als neue professorale Mitglieder des CC4E haben Sie nun ganz frisch die Leitung des Kompetenzteams Gesellschaftliche Transformation & Akzeptanz übernommen. Auf welche Themen und Einblicke freuen Sie sich am meisten?

Simon Güntner: Ein hochaktuelles Thema ist die Umweltgerechtigkeit und damit die Frage, wie die Energiewende so gestaltet werden kann, dass sie soziale Ungleichheiten nicht weiter verstärkt sondern auch zu sozialer Innovation führt und breite gesellschaftliche Akzeptanz erlangen kann. Neben den inhaltlichen Fragen ist auch der methodologische Aspekt enorm spannend. So haben wir mit dem Team des Norddeutschen Reallabors begonnen, uns über transdisziplinäre und partizipative Forschungsformate sowie Szenariotechniken auszutauschen. Hier liegt ein enorm fruchtbares Feld der Kooperation von Sozial- und Ingenieurswissenschaften.

Andreas Langer: Allen voran steht das Thema der gesellschaftlichen Akzeptanz im Mittelpunkt, aber auch die Formen, Prozesse und strukturellen Herausforderungen der gesellschaftlichen Transformation. Konkret könnte dies bedeuten, viele Themen und Forschungsperspektiven, die sich unter dem Dach des CC4E versammeln, unter der Forschungsperspektive der strukturellen Transformation zu betrachten und zu analysieren, aber auch die Folgen und Nebenfolgen der jeweiligen Forschungsergebnisse aus der Perspektive unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen zu betrachten und Konsequenzen abzuleiten: Als Beispiel bietet sich das Thema Armut an, Ungleichheitsperspektiven die danach fragen wer an der Transformation aktiv teilhaben wird, wer Nutznießer ist und wer eher ‚Transformationsverlierer‘ sein wird.


Aus Ihrer persönlichen Sicht: Welche Rolle spielt die Gesellschaft für die komplexe Aufgabe der Energiewende? Und wie kann sie besser eingebunden werden?

Andreas Langer: Übergreifend kann man für die ‚Energiewende‘ die identische Politikdiagnose stellen, wie für andere politikrelevante Bereiche, wie etwa den demografischen Wandel, die Bildung und Erziehung im Kindesalter, die Frühförderung, den demografischen Wandel, das Rentensystem oder das Bildungssystem: Es gibt kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem. Die größte Herausforderung der Energiewende besteht darin, die eindeutigen wissenschaftlichen Erkenntnisse in relevante politische Prozesse zu bringen und die Politiken übergreifend so zu gestalten, dass diese akzeptiert werden können. Im Augenblick stehen Einzel-, Parteipolitische- und Lobbyinteressen den heterogenen Bedürfnissen der Bevölkerung gegenüber. Dies aufzulösen und zielorientiert zu wenden scheint derzeit die größte Herausforderung zu sein.

Simon Güntner: In diesem Zusammenhang ist die Debatte um Energiedemokratie hoch interessant. Dabei geht es einerseits um die Frage, wie die Energiewende ausgehandelt wird, und andererseits um neue, gemeinwohlorientierte Betreibermodelle. Das CC4E ist gut aufgestellt, um auch zu diesen Themen innovative Ansätze zu entwickeln. 

Vielen herzlichen Dank für das Interview!

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HAW Hamburg / CC4E 
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