Gesunde Quartiere 2.0

Kleinräumige Analysen zur bedarfsgerechten Ausgestaltung von Präventionsleistungen in sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen

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Prävention und Gesundheitsförderung soll in jedem Lebensalter und in allen Lebensbereichen als gemeinsame Aufgabe der Sozialversicherungsträger und der Akteure in Ländern und Kommunen gestaltet werden und dort greifen, wo Menschen leben, lernen und arbeiten, so das BMG[i]. Die Ermittlung eines entsprechenden Bedarfs an Maßnahmen sollte zielgerichtet datengestützt – ggf. unter Nutzung vorhandener Untersuchungen, Messungen und Datenquellen – erfolgen, um so zur Verminderung gesundheitlicher Ungleichheit beizutragen. An diesen beiden Punkten setzt unser Forschungsvorhaben „Gesunde Quartiere 2.0“ an (gefördert durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses).
Es soll Ansatzpunkte identifizieren, die dazu beitragen können, dass Präventionsträger und kommunal Verantwortliche Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention adressat:innengerechter konzipieren und implementieren können. Das multimodal angelegte Forschungsvorhaben befasst sich kleinräumig aufgelöst differenziert mit Gesundheit und Lebensqualität in vier ausgewählten Quartieren in Hamburg. Im Fokus stehen sogenannte statistische Gebiete - im Projekt synonym auch als Quartiere bezeichnet - die entsprechend dem Sozialmonitoring in Hamburg als statistische Gebiete mit (sehr) niedrigem sozialen Status ausgewiesen sind. Dabei baut das Vorhaben „Gesunde Quartiere 2.0" unmittelbar auf den Erkenntnissen und erprobten Methoden des Forschungsvorhaben „Gesunde Quartiere“ auf (gefördert von der Landesforschungsförderung Hamburg).
Vor dem Hintergrund des bekannten Präventionsdilemmas sollen die Wahrnehmungen, Strukturen, Angebote zur Gesundheitsförderung und Prävention aus unterschiedlichen Perspektiven, insbesondere soziallagenabhängig erforscht werden. Dafür:

  1. werden kleinräumig nach Statusindex aufgelöste Routinedaten von Hamburger GKV-Versicherten der beteiligten Krankenkassen erschlossen und ausgewertet. Diese umfassen Informationen von ca. 80% der Hamburger GKV-Versicherten (1,2 Mio. Versicherte) z.B. zur soziallagenabhängigen Krankheitslast mit Art und Umfang in Anspruch genommener Leistungen sowie der Inanspruchnahme von Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention. Dabei ermöglicht ein Algorithmus die Zuordnung der einzelnen Daten zu dem Sozialindikator des individuellen Wohnortes eines Versicherten als Proxy für die soziale Lage. Diese ist in den GKV-Daten nur rudimentär abgebildet. Zudem können die Ergebnisse explizit den vier ausgewählten Quartieren zugeordnet und so auch isoliert ausgewertet werden.
  2. erfolgt ein partizipativ angelegter qualitativer Forschungsansatz in vier ausgewählten Quartieren (in Hamm, Lohbrügge, Großlohe und Kirchdorf-Süd). In mehreren Gruppenveranstaltungen mit unterschiedlichen Methoden (Community Mapping und Fokusgruppen) wird der These nachgegangen, dass Gesundheitsförderung und Prävention aufgrund lokal unterschiedlicher Bedingungen und sozialstrukturell unterschiedlicher Merkmale der Bewohner*innen unterschiedlich wahr- und in Anspruch genommen werden. Die Formulierung eines entsprechenden Verständnisses von Gesundheitsförderung und Prävention soll ein Resultat dieses Projektbausteines werden, welches in den folgenden Arbeitsschritt Eingang finden soll.
  3. findet eine standardisierte Befragung einer Zufallsstichprobe von GKV-Versicherten der beteiligten Krankenkassen die in Hamburger Quartieren mit niedrigem bzw. sehr niedrigem Statusindex wohnen, statt. Die vier Untersuchungsquartiere werden zudem vollständig befragt. Für die Befragung werden die Ergebnisse des partizipativen Forschungsprozesses in die Entwicklung des standardisierten Online-Befragungsinstruments einfließen, um dieses insbesondere im Hinblick auf das diverse Feld der Gesundheitsförderung und Prävention adressat:innengerechter konzipieren zu können.

Mittels des gewählten Ansatzes werden die Vorteile und Erkenntnispotentiale der unterschiedlichen methodischen Herangehensweisen gebündelt und aggregiert; Die Hoffnung ist, die mit dem jeweiligen Ansatz verbundenen Limitationen so reduzieren zu können. Damit werden erstmalig entsprechend integrierte Erkenntnisse einerseits konkret für ausgewählte statistische Gebiete kleinräumig aufgelöst vorliegen, andererseits auch umfassende Befragungs- und Routinedatensätze mit explizitem Proxy für den Soziallagenbezug für Hamburg zur Verfügung stehen.
Abschließend sollen die Ergebnisse zur adressat:innengerechten Konzeption, Kommunikation und Implementation von Angeboten der Gesundheitsförderung und Prävention insbesondere auch vor dem Hintergrund des Präventionsgesetzes beitragen. Dazu ist eine umfangreiche Transferphase mit umfassender Kommunikation und Diskussion der Ergebnisse mit den Beteiligten auf Quartiersebene sowie auf den verschiedenen wissenschaftlichen und administrativen Ebenen geplant.

Das Projekt wird in einem Konsortium bestehend aus mehreren Hochschulen, gesetzlichen Krankenkassen und einem eingetragenen Verein durchgeführt:

-    HAW Hamburg (Konsortialführung)
-    Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (stv. Konsortialführung)
-    HafenCity Universität Hamburg
-    TK Die Techniker
-    AOK Rheinland/Hamburg
-    DAK Gesundheit
-    Mobil Krankenkasse
-    Hamburgische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V.

Projektwebsite: www.gesundequartiere.de

 

Projektlaufzeit
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ProjektBudget
851.946
Mittelgeber
Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA)
Einrichtungen
CCG - Gesundheit Fakultät Wirtschaft und Soziales
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