Gastdozentenbesuch von Virginia Tech

Im Rahmen des ISAP*-Projekts zwischen der HAW Hamburg und ihrem strategischen Partner, Virginia Tech, war Prof. Dr. Michael Philen zu Gast in Hamburg. Ziel des Besuchs war es, den Lehrendenaustausch zwischen den Hochschulen auszubauen und Professor Philen mit Studierenden zu vernetzen.

Die besondere Expertise von Professor Philen liegt in den Bereichen der adaptiven Strukturen und der Smart Materials. Im Rahmen der Master-Vorlesungen von Prof. Dr. Ulrich Huber und Prof. Dr. Eckart Nast hielt er einen sehr spannenden Gastvortrag zum Thema „Adaptiver Leichtbau“, bei dem es um sogenannte „bioinspirierte“ Strukturen ging. Damit sind Funktionsweisen gemeint, die sich in ähnlicher Form in der Natur finden, im Fall von Professor Philen in den Bewegungsformen von Würmern und anderen Weichtieren.

Professor Dr. Huber fasste seinen Eindruck zusammen: »Es war sehr interessant zu sehen, wie eine geschickte Anordnung der Fasern durch eine Druckänderung im Inneren des Rohres eine Kontraktion oder Expansion der Struktur auslöst, ohne dass hierzu Stellmotoren, Getriebe oder Gelenke notwendig wären. Dies könnte in Zukunft in der Luftfahrt beispielsweise zur Einstellung von beweglichen Elementen genutzt werden. Umgekehrt kann diese Eigenschaft auch zur Energiegewinnung durch Wellen genutzt werden, ohne dass dafür Turbinen zum Einsatz kommen müssen.« Der Vortrag stieß auch bei den Masterstudierenden auf großes Interesse und in der anschließenden Fragerunde wurden die Themen begeistert diskutiert.

Großes Interesse an einem Masterprogramm mit der Virginia Tech

Im Rahmen der Vorlesungen wurde auch die Möglichkeit vorgestellt, die Masterthesis in Zusammenarbeit mit Professor Philen an der Virginia Tech anzufertigen. Diese Option ist ein neuer Baustein des ISAP-Projekts und soll den bestehenden Bachelor-Studierendenaustausch mit der Virginia Tech um den Masteraustausch erweitern. Der federführende Professor, Dr. Markus Linke, ist sich sicher: »Diese Möglichkeit wird nicht nur das studentische Austausch­programm der Hochschulen stärken, sondern zugleich auch eine Möglichkeit sein, die wissenschaftliche Zusammenarbeit auf dem Gebiet „Adaptive Leichtbaustrukturen“ zu entwickeln.«

Ein erster Anwärter für dieses Programm steht auch schon in den Startlöchern. Master-Student Max Schmidt möchte zum Wintersemester 20/21 nach Blacksburg gehen**. Er beschreibt seine Motivation, die Masterthesis an der Virginia Tech anzufertigen, so: »Das Forschungsgebiet der Strömungsanalyse von Professor Philen hat mein Interesse geweckt. Ich habe bereits Erfahrungen in der CFD-Vorlesung von Professor Schulze an der HAW Hamburg gesammelt. Die Forschungseinrichtungen an der Virginia Tech für diese Art von Forschung sind besonders attraktiv und ich freue mich sehr beide Professoren für die Betreuung meiner Thesis gewonnen zu haben.«

Vielversprechender fachlicher Austausch

Während der Woche in Hamburg gab es für Mike Philen auch die Möglichkeit, einige Fachkollegen an der HAW Hamburg kennenzulernen. Prof. Dr. Markus Linke und Prof. Dr. Ulrich Huber haben ihre Arbeit im Bereich Leichtbau vorgestellt, während Prof. Dr. Detlef Schulze Studienprojekte im Aerodynamiklabor erläuterte. Mit Prof. Dr. Wolfgang Gleine und Prof. Dr. Dragan Kozulovic gab es nicht nur einen Austausch über Forschungsthemen an der Hochschule und im neuen Akustiklabor, sondern auch eine Führung durch das Hamburger Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung (ZAL). Hierbei wurden die experimentellen Möglichkeiten der HAW Hamburg zur Untersuchung künftiger lärmreduzierender Maßnahmen in Flugzeugkabinen gezeigt. Professor Kozulovic beschreibt: »In den Gesprächen mit dem Kollegen Mike Philen bestand Konsens darüber, dass vielversprechende Entwicklungen auf diesem Gebiet nur durch interdisziplinäre Ansätze möglich sind und dass sich die entsprechenden Kompetenzen an beiden Hochschulen sehr gut ergänzen. Ferner wird der Transfer der dabei gewonnenen Erkenntnisse in die Lehre an beiden Hochschulen als sehr wichtig erachtet.«

Im Gespräch mit dem International Office wurde das neue Aerospace Engineering Curriculum an der Virginia Tech diskutiert und nach Möglichkeiten geschaut, wie weitere Hamburg-Kurse in Blacksburg angerechnet werden können. Mittelfristig soll es für Virginia Tech-Studierende möglich sein, ein ganzes Semester an der HAW Hamburg zu studieren, ohne das Studium in den USA zu verlängern. Als „Hamburg Track“ wäre das Programm Teil des US-Curriculums. Auf beiden Seiten gibt es eine große Offenheit und Bereitschaft, dieses Ziel so schnell wie möglich zu realisieren.

Mike Philen war insgesamt sehr angetan von der freundlichen Begrüßung und den interessanten Gesprächen mit Kolleg*innen und Studierenden und sieht einige Schnittstellen, wo beide Hochschulen zusammenarbeiten können. Mit den ersten Masterstudierenden und Gegenbesuchen in 2020 soll an diesem Ziel weitergearbeitet werden.  

*DAAD ISAP: Deutscher Akademischer Austauschdienst, Internationale Studien- und Ausbildungspartnerschaften www.daad.de/isap

** Ergänzung 2020: Wegen Corona konnte Max Schmidt leider nicht in die USA reisen. Er arbeitet trotzdem virtuell mit Mike Philen zusammen, um seine Masterthesis zu absolvieren.

(Text: Ingrid Weatherall; 07.11.2019)