Die Stille aushalten

Mit ihrem Kurzfilm möchten Marlene Hoberger und Nhat-My Dana Nguyen Aufmerksamkeit für das Thema Demenz schaffen. „Fast jeder von uns wird im Laufe seines Lebens mit der Krankheit Demenz konfrontiert, sei es durch das Erleben der Krankheit selbst oder durch Angehörige. Da wir beide in unseren Familien die Krankheit Demenz bei unseren Großmüttern hautnah erfahren haben, sie aber nie richtig einordnen konnten, war es uns wichtig das Thema anzusprechen. Wir dachten eventuell geht es vielen anderen auch so.“

Ihr Kurzfilm zeichnet den von Demenz geprägten Alltag der Heimbewohnerin Freya ohne jegliche Wertung. Dafür verbrachten sie sehr viel Zeit in einem Altenheim und begleiten die Freya durch ihren Alltag. Warum sie gerade Freya für ihre Arbeit auswählten, können Marlene Hoberger und Nhat-My Dana Nguyen genau beschreiben: "Freya durchlebt bereits ein fortgeschrittenes Stadium der Demenz, ist aber trotzdem ansprechbar. Sie konnte uns daher mitteilen, ob sie an diesem oder jenen Tag gefilmt werden wollte." Beobachten konnte das Team den immer gleichen Tagesablauf von Freya und dass sich ihre Handlungen ständig wiederholten. Genau diesen Aspekt wollte die angehenden Kommunikationsdesignerinnen einfangen. Nach einer Zeit des Kennenlernen, beginnen die beiden zu filmem. Dafür stellen sie ihre Kamera auf ein Stativ in der Mitte ihres Wohnraum und ziehen sich zurück. "So haben wir einen Nachmittag gefilmt." Auch im Schnitt greift das Team anschließend wenig ein. Man ist während des gesamten Films sehr nah an Freya und ihrem alltäglichen Leben. Die Stille im Video unterstützt diese Intention. „Beim Betrachten halten wir ihren Alltag mit ihr aus, die Stille ist teilweise herausfordernd für die Zuschauer*innen.“

Kontakt: Marlene Hoberger und Nhat-My Dana Nguyen

 

 

 

Jurybegründung Andreas Hedrich

Ein Film der an die Grenze geht. Wir werden als Zuschauer*innen in einer intimen Situation mitgenommen und geraten in die Rolle der Beobachtenden. Wir können das Vergessen von Freya förmlich spüren, wenn die Kamera als unser Auge vor ihrem Bett sitzt. Ein mutiger, experimenteller Film. Wir freuen uns in Zukunft mehr von den Macher*innen zu sehen.