Lernraumstrategie der HAW Hamburg
Lernraumgestaltung spielt an deutschen Hochschulen noch keine flächendeckende strategische Rolle. Als eine der ersten Hochschulen wurde an der HAW Hamburg eine Lernraumstrategie entwickelt, um das Thema strategisch zu verankern.
Dafür wurde ein interdisziplinäres Redaktionsteam gebildet und in kurzen Schreib-Sprints bewusst eine Beta-Version formuliert, d.h. eine vorläufige Version, die schrittweise im Sinne eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (KVP) überarbeitet wurde.
Zum einen unterstreicht es die moderne Arbeitsweise der Hochschule (agiles Arbeiten). Weiterhin verdeutlicht diese Vorgehensweise das Selbstverständnis der HAW Hamburg als lernende Organisation. So handelt es sich hier um ein „lebendiges“ Dokument, das durch anstehende Neubauprojekte sowie weiterer Lernrauminitiativen überarbeitet werden kann.
Die Lernraumstrategie legt den strategischen Rahmen für den Campus der Zukunft und bietet Lösungen und Antworten auf folgende zukunftsweisende Entwicklungen (siehe Visualisierung):
Für die einzelnen Akteur*innen heißt dies:
• Studierende können sich auf diesem Campus und digital Kompetenzen aneignen, die sie befähigen die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen.
• Lehrende nehmen vermehrt die Rolle als Lernbegleiter*innen wahr und bieten adaptierte Studieninhalte und Formate an.
• Als Gesamtsystem Hochschule schaffen wir Freiräume und Orte der Begegnung, auch mit der beruflichen Praxis, damit Studierende und Lehrende gemeinsam den Campus der Zukunft gestalten.
Damit fungiert der Campus als Reallabor („living lab“) und hybride Lernraumentwicklung ist Treiber und Baustein für den Campus der Zukunft.
Auch an der HAW Hamburg stehen große Bauvorhaben bevor. Die damit verbundenen initiierenden Maßnahmen lieferten bereits folgende Erkenntnisse:
• Als Querschnittsthema mit verteilten Zuständigkeiten ist Lernraumgestaltung eine multidimensionale, fachübergreifende Herausforderung.
• Häufig wird Lernraumgestaltung stark auf die Ebene der Ausstattung reduziert.
Die Lernraumstrategie umfasst folglich vier Dimensionen.
Die vier Dimensionen der Lernraumstrategie
Hochschulorganisation
................................................................................................................................................................................................
Die HAW Hamburg versteht sich als ein Ort, an dem sich Menschen mit ihren unterschiedlichen Perspektiven offen begegnen. Die vielfältigen Lebenslagen und Biografien werden als Potenzial betrachtet. Demzufolge werden Prozesse, Strukturen und Räume in Studium und Lehre im Sinne und entsprechend einer chancengerechten Hochschule gestaltet.
Eine Besonderheit der HAW Hamburg ist die Vielfalt der Studiengänge, die Diversität der Studierendengruppen sowie die Größe der Organisation. Für alle Beteiligten soll sich die Hochschule durch attraktive, barrierearme und möglichst klimaneutrale Campi mit hoher Aufenthaltsqualität auszeichnen, die ein diskriminierungsfreies, barrierearmes und gleichberechtigtes Studium und Arbeiten ermöglichen.
Insgesamt zeichnet sich ein Wandel der Strategien, Prozesse, Strukturen und Organisationskulturen mit dem Perspektivwechsel zur studierendenorientierten Hochschule ab. Die HAW Hamburg erkennt die darin enthaltene organisatorische Herausforderung an, die eine Offenheit und Beweglichkeit der Hochschulorganisation erfordert.
Hochschuldidaktik
................................................................................................................................................................................................
Absolvent*innen der HAW Hamburg entwickeln nachhaltige Lösungen für die gesellschaftlichen Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft. Dafür ist es nötig, dass sich die Studierende die dafür nötigen komplexen Kompetenzen aneignen. Diese lassen sich mit traditionellen Lehrmethoden wie frontalen Vorlesungen nur bedingt vermitteln. Daher hat sich die HAW Hamburg auf den Weg gemacht, eine innovative und lebendige Lehr-Lernkultur zu entwickeln.
Rahmengebend für alle hochschuldidaktische Überlegungen und Aktivitäten ist das Leitbild für Bildung, Studium und Lehre. Das seit 2014 an der Hochschule kontinuierlich weiter entwickelte Konzept der Kompetenzorientierung ist das Metakonzept für die Qualitätsentwicklung der erfolgreichen Lehre. Dabei steht problembasiertes, projektorientiertes und forschungsorientiertes Lernen im Fokus.
Die Vervielfältigung und Virtualisierung der lernrelevanten Orte führt verstärkt zu einer Entgrenzung der klassischen und formalen Lehr- und Lernszenarien. Aus der Perspektive der Lernenden / Studierenden geht es aber nicht nur um die einzelnen Lernorte, sondern vor allem um die Möglichkeit, diese im Rahmen ihrer Aktivitäten und Lernprozesse komfortabel zu verbinden. Damit wird deutlich, wie wichtig die Verbindung zwischen den formalen, non-formalen bzw. informellen Lernumgebungen ist.
Digitale Prozesse
................................................................................................................................................................................................
An der HAW Hamburg existiert bereits eine Digitalisierungsstrategie, die folgende Gestaltungsfelder und Ziele umfasst.
Gestaltungsfeld 1: Digitalisierung an der HAW intern
Gestaltungsfeld 2: Diskurs im digitalen Wandel – Dialog mit und für die Öffentlichkeit
Gestaltungsfeld 3: Vernetzung im digitalen Wandel – regional, national und international
Die Hochschule setzt damit nicht allein auf hochschulinterne Kooperationen bei Digitalisierungsprojekten oder Digitalisierungsprozessen, um die Profilbildung zu befördern und Transparenz zu schaffen. Gerade vor dem Hintergrund, dass die Gestaltung von Lehr- und Lernräumen an internationalen Hochschulen weit fortgeschritten ist, eröffnet diese Form der Offenheit eine weitere Möglichkeit, gemeinsam digitale Lernraumstrukturen effektiv und effizient aufzubauen.
Mit der zunehmenden Verknüpfung von physischen und virtuellen Lernräumen - ausgestaltet durch Digitalisierungsstrategien an Hochschulen, innovative Lehr- und Lernformate wie Blended Learning und auch die aktuellen Entwicklungen in der Covid-19-Pandemie - sind vorhandene Lehr- und Lernraumkonzepte kritisch zu hinterfragen und Perspektiven für hybride Lernumgebungen zu entwickeln.
Physische Lehr- und Lernräume
................................................................................................................................................................................................
Stetig steigende Studierendenzahlen, neue hochschuldidaktische Methoden, große Bauvorhaben und der digitale Wandel stellen an Hochschulen diverse und umfassende Anforderungen in Bezug auf die Gestaltung von physischen Lehr- und Lernräumen. Während sich Methoden für Lehre und Lernen in den letzten Jahren rasant verändert haben sind Lernräume überwiegend auf dem Stand von vor 50 Jahren. Die zunehmende Synchronisierung von Lehre und Lernen betont die Notwendigkeit von modernen und zukunftsfähigen Lernumgebungen.
Die HAW Hamburg hat sich für den innovativen Weg entschieden, Raumgestaltung als strategisches und ganzheitliches Feld zu betrachten. Auch der Perspektive der Studierendenorientierung soll bei allen strategischen Überlegungen Rechnung getragen werden.
Folglich geht es darum, den Lernort Hochschule und die damit verbundenen Lehr- und Lernumgebungen auf die Bedürfnisse der Lernenden auszurichten. Trotz der zunehmenden Digitalisierung sind Studierende auch mit ihren analogen Bedürfnissen ernst zu nehmen. Dabei spielen insbesondere diese Aufenthaltsqualitäten an der Hochschule eine große Rolle.
Die Lernraumstrategie basiert auf aktuellen Forschungsergebnissen sowie auf zentralen Dokumenten, die bereits an der HAW Hamburg vorliegen: Leitbild für Bildung, Studium und Lehre, Digitalisierungsstrategie etc. Aus einer eng mit den Zielen und der Profilbildung der HAW Hamburg verbundenen Lernraumstrategie lassen sich weitere Lernraumkonzepte, die konkretere Ziele detaillierter beschreiben, ableiten.