Das KoPM®-Modell eignet sich dafür, Verbesserungspotenziale mit dem Ziel einer qualitativ hochwertigen und humanen Versorgung für die Patienten, Bewohner, bzw. Klienten (Rumpf) zu entdecken und Schlüsselprozesse in der Versorgung (großes Segel) wie z. B. Aufnahme-, Entlassungs- oder Visitenprozesse sowie Kooperationsprozesse über die eigene Einrichtung hinaus zu analysieren und mit dem Ziel einer effizienten Kommunikation (kleines Segel) zur gegenseitigen Information und Absprache zu verbinden. Dafür ist ein wichtiges Element die prozessunterstützende Aufbauorganisation (großes Segel) innerhalb der beteiligtenSozial- und Gesundheitseinrichtungen, in der die patientenbezogenen Zuständigkeiten festgelegt werden und die verantwortlichen Akteure ihre Kompetenzen für eine gewinnbringende Kooperation weiterentwickeln.
Kernelemente des kooperativen Organisationsmodells sind in den folgenden vier Aktionsfeldern beschrieben. Diese können bei Vorhaben, die eine institutions- und sektorenübergreifende Versorgung beinhalten, in ihren jeweiligen Zusammenhängen übertragen und erweitert werden:
Aktionsfelder des KoPM®-Modells
Kooperativer Versorgungsprozess
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Die unterschiedlichen Berufsgruppen müssen funktionell und vertrauensvoll in Sozial- und Gesundheitseinrichtungen zusammenarbeiten, um das Beste für die zu versorgenden Menschen erreichen zu können. Das Grundkonzept ist einfach:
Die medizinisch-pflegerische bzw. therapeutische Versorgung wird auf der Grundlage der Patient*innen- bzw. Klient*innenbedürfnisse und ärztlicher Entscheidung gemeinsam zwischen den beteiligten Berufsgruppen abgestimmt, geplant und durchgeführt. Das KoPM®-Modell konkretisiert diese Form einer guten Zusammenarbeit in Bezug auf die Prozessgestaltung:
- Aufgabenklärung: Jeder weiß, was der andere macht; es gibt keine ungeklärten Zuständigkeiten, Doppelarbeiten und Lücken.
- Der Versorgungs-, Pflege- oder Behandlungsauftrag wird mit in einen integrierten, ganzheitlichen Prozess integriert. Am Beispiel der medizinischen Versorgung wird ein medizinisch-pflegerischer Prozess entwickelt. Dabei stellt der Pflegeprozess einen autonomen Handlungsbereich dar, der sich aus dem Pflegeauftrag an der Patient*innenversorgung ergibt und zusammen mit den ärztlichen Tätigkeiten den Versorgungsprozess bestimmt.
- Engagierte hochqualifizierte Case-Manager*innen (z.B. Pflegende) übernehmen Schlüsselaufgaben für den gesamten Prozess der Versorgung:
- Die wichtigsten Aktionen und Prozeduren sind kurz und prägnant schriftlich formuliert; keiner muss ständig neue Regelungen erfinden und andere darüber informieren.
- Störungen und Arbeitsunterbrechungen werden durch eine Koordination der Prozesse sowie der Aufgaben- und Verantwortungsbereiche deutlich reduziert.
Prozessunterstützende Aufbauorganisation
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Wichtigstes Element der Aufbauorganisation im KoPM®-Modell ist nicht die Hierarchie, sondern die Festlegung der klient*innenbezogenen Zuständigkeiten.
Ein interdisziplinäres Kernteam trifft unter Beachtung der jeweiligen Verantwortungsbereiche gemeinsam alle wesentlichen Entscheidungen für die zu Versorgenden. Die Führungskräfte dieser beiden Mitglieder des Kernteams haben jeweils die Aufgabe, sachliche und personelle Ressourcen für die Prozesse und ein ausreichendes fachliches Niveau der Versorgung sicherzustellen. Die Bereitstellung von aktueller Fachexpertise ist Aufgabe der jeweiligen Kompetenzbereiche. Das KoPM®-Modell sieht beispielsweise auch ein Expertensystem unter pflegewissenschaftlicher Leitung vor, das aktuelles Pflegewissen für praktisches Handeln aufbereitet. Hochqualifizierte Pflegende verfügen dabei über fachliche Weisungsbefugnisse über andere Pflegende, aber nicht über disziplinarische Weisungsbefugnisse.
Die konsequente Dezentralisierung fachlicher Entscheidungen bei der Versorgung bietet die Möglichkeit, auf der Leitungsebene neue Modelle (z. B. Kollegialmodelle; hauptamtliche Leitungen) zu schaffen oder auch die Leitungsspanne für die Führungskräfte (z. B. durch Zusammenfassung zweier Leitungsbereiche) zu erhöhen.
Nutzenstiftende Kooperationsformen
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Die Kooperation zwischen den unterschiedlichen Professionen ist nicht freiwillig, sondern aufgrund der Arbeitsteilung notwendig. Also geht es darum, diese Zusammenarbeit effizient auszugestalten: einerseits so intensiv wie notwendig, andererseits auch so sparsam wie möglich.
Das Zielbild der Kooperation ist ein selbstgesteuertes kooperatives Handeln der Akteure, das eine frühzeitige Information und Absprache verbindet mit Überlegungen, wann und wie die entsprechende Kommunikation erfolgen soll. Insofern haben die Formen der Kooperation im KoPM®-Modell eine große Bedeutung. So ist beispielsweise die kooperative Visite, die durch interdisziplinäre Teams gemeinsam gestaltet wird, der wichtigste Ort für patientenbezogene Kommunikation. Hier findet eine Verschränkung von Kommunikation und gemeinsamer Aufgabendurchführung statt, es werden Situationen geklärt, Vereinbarungen getroffen und Entscheidungen gefällt – der Patient wird zum sinnlich erfahrbaren Beteiligten der Kooperation.
Natürlich stehen weitere Formen der Kooperation auf dem Prüfstand, inwieweit sie die Kommunikation und Kooperation befördern können, so z. B. das Dokumentationssystem, das idealerweise diverse Sichtweisen auf den Patienten miteinander verbindet, Fallgespräche sowie gemeinsame Besprechungen.
Interdisziplinäre Kompetenzentwicklung
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Wer mit anderen zusammenarbeitet, muss neben der eigenen Fachkompetenz zwei weitere Kompetenzen mitbringen: einerseits die Fähigkeit und Motivation, von anderen lernen zu können und zu wollen, andererseits die Kompetenz zur eigenen Gestaltung gewinnbringender Kooperation.
Im KoPM®-Modell haben hochqualifizierte Fachkräfte, die mit den anderen Berufsgruppen patientenbezogen kooperieren und den Prozess der Patientenversorgung maßgeblich managen, eine Schlüsselfunktion. Die entsprechenden Anforderungen gehen deutlich über das hinaus, was in der Berufsausbildung Gesundheits- und Krankenpflege vermittelt wird, und auch die Berufserfahrung reicht nicht ohne weiteres aus. Das KoPM®-Zentrum hat ein eigenes Qualifizierungsmodul entwickelt, das in einer Weiterbildung die entsprechenden Grundlagen für die Übernahme dieser komplexen Funktion vermittelt. Natürlich ist eine interdisziplinäre Kompetenzentwicklung erst vollständig, wenn auch andere an der Versorgung beteiligte Akteure ihre Kompetenzen in Bezug auf die Kooperation weiter entwickeln.
Nach Erfahrungen des KoPM®-Zentrums können z. B. auch Angebote der Einrichtungen zur Fort- und Weiterbildung für Ärzt*innen, Therapeut*innen oder Führungskräfte im Bereich Arbeitsorganisation und Personaleinsatz die Kooperation deutlich fördern.