Gute Kooperation – Praxis und Wissenschaft verbinden

Praxis und Wissenschaft sind für uns keine Gegensätze, sondern Felder, die verbunden werden können. Wir wollen Beiträge dazu leisten, die Zusammenarbeit der Akteure im Sozial- und Gesundheitswesen auf der Grundlage theoretischer Modelle und empirischer Erfahrungen wirkungsvoll zu gestalten.

Wir sind ein interdisziplinäres Forschungsteam aus dem Bereich Management in Einrichtungen des Sozial- und Gesundheitswesens sowie Pflege- und therapiewissenschaft, die sich im KoPM®-Zentrum zusammengeschlossen haben.

Unsere Erfahrung ist: Die Arbeitsprozesse müssen in den Mittelpunkt gestellt werden, nicht Leitungspositionen, Berufsgruppen oder Sektoren. Wir untersuchen Arbeits- und Versorgungsprozesse, Aufgaben und die dafür notwendigen Kompetenzen sowie das Kooperationsverhalten. Aus dieser Analyse leiten wir zusammen mit den Akteuren Empfehlungen ab: für die Organisation der Leistungserstellung und der Versorgung, für Personaleinsatz und -führung sowie für die Gestaltung der Zusammenarbeit.

Gute Kooperation ist unser Forschungsgegenstand und kennzeichnet zugleich unsere Arbeitsweise. Wir kooperieren mit Einrichtungen (z. B. Krankenhäusern, Arztpraxen, Altenpflegeeinrichtungen oder Krankenversicherungen), mit denen uns ein Interesse an einer systematischen Verbesserung der Praxis in den Gesundheitseinrichtungen und der Versorgung über Einrichtungsgrenzen hinweg verbindet. Ein enger Austausch und funktionierender Diskurs zwischen Praxis-, Forschungs- und Transfereinrichtungen, dem KoPM®-Team und Studierenden befördert die Entwicklung innovativer Konzepte für die prozess- und versorgungsorientierte Zusammenarbeit. Eine von uns durchgeführte wissenschaftliche Evaluation der Forschungs- und Gestaltungsprojekte stellt deren Nutzen für die Praxis unter Beweis.

Forschung und Transfer für eine bessere Zusammenarbeit im Gesundheits­wesen

Das Forschungs- und Transferzentrum Kooperatives Prozessmanagement (KoPM®) der HAW entstand durch einen Beschluss des Fakultätsrats in der Fakultät Wirtschaft und Soziales im Jahr 2008 und befasst sich seither mit der Verbesserung der Zusammenarbeit der Akteure im Gesundheitswesen.

Das dazu entwickelte KoPM®-Modell stellt den kooperativen Versorgungsprozess in den Mittelpunkt und verbindet prozessunterstützende Strukturen mit geeigneten Kooperationsformen, um das Ziel einer interprofessionellen Kompetenz- und Organisationsentwicklung zu erreichen. Dabei hat die berufsgruppenübergreifende Zusammenarbeit eine Schlüsselfunktion. Im Fokus der Betrachtung stehen interne Mitarbeiter*innen, weitere beteiligte, externe Akteure sowie eine Vernetzung über Sektorgrenzen hinaus.

Entstehungshintergrund
Den Anfang markierte ein umfangreiches Forschungsprojekt von Prof. Dr. Knut Dahlgaard und Prof. Dr. Peter Stratmeyer unter Beteiligung von Prof. Dr. med. Georg Schürgers, das Perspektiven für eine Neuordnung der Zusammenarbeit von Ärzten und Pflegenden im Krankenhaus mit Hilfe des Prozessorganisations-Ansatzes zum Thema hatte. Seit der Gründung des KoPM®-Zentrums wird das entwickelte Modell „Kooperatives Prozessmanagement im Krankenhaus“ in Zusammenarbeit mit Referenzkrankenhäusern stetig weiterentwickelt und um relevante Aspekte der Organisationsgestaltung erweitert. Durch die Kooperation mit dem DRK-Clementinenkrankenhaus Hannover (2011-2014, 2016-2017) konnte das KoPM®-Zentrum dieses Modell in einer weiterentwickelten Form umsetzen und erproben. Die entsprechenden Veröffentlichungen und Fachvorträge können auf der Unterseite KoPM®-Materialien eingesehen werden.

Als weiteres Beispiel für die Forschungs- und Transferaktivitäten des KoPM®-Zentrums ist die Beteiligung an dem Forschungsprojekt des Universitätskrankenhauses Hamburg-Eppendorf zur „Selbstmanagementförderung in der hausärztlichen Versorgung“ (2012-2015) zu nennen, bei dem eine Struktur-, Organisations- und Prozessanalyse in Bezug auf die kooperativen Arbeitsprozesse zwischen Hausarzt und Beratungsassistenten im Rahmen einer Machbarkeitsstudie vorgenommen wurde.

Perspektiven für Forschung und Transfer
Aufgrund zunehmender Kommunikationsprobleme, hoher Arbeitsbelastungen, schwieriger Teamarbeit und fehlender Prozessorientierung werden neue Wege zur Sensibilisierung und Qualifizierung der Beschäftigten im Gesundheitswesen immer wichtiger.

Ein aktuelles Projekt des KoPM®-Zentrum befasst sich beispielsweise mit der Verbesserung der kooperativen Arbeitsorganisation. In stationären Pflegeeinrichtungen wollen wir Möglichkeiten zur Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung von Bewohnerinnen und Bewohnern mit komplexen Versorgungsbedarfen schaffen. Dies kann z. B. durch motivierte und arbeitsfähige Versorgungs- und Betreuungsteams oder mit Hilfe erweiterter Kompetenzen von Mitarbeiter*innen in der ethischen Reflexion und bei der Durchführung ethischer Fallgespräche geschehen.

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt liegt in der Untersuchung der mundgesundheitlichen Versorgungssituation von ambulant Pflegebedürftigen. Hierbei beschäftigt sich das KoPM-Zentrum in einem Konsortium mit dem UKE Hamburg und der DAK Gesundheit mit den förderlichen und hinderlichen Faktoren von zahnärztlicher und pflegerischer Versorgung sowie den Bewältigungsstrategien von Patient*innen und Angehörigen zur Verbesserung der mundgesundheitlichen Lebensqualität. Dabei werden auch die Zusammenhänge von Mundgesundheit und somatischen Erkrankungen ermittelt. Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines integrierenden Versorgungspfades.

Bei der Vorbereitung, Durchführung und Evaluation von Forschungs- und Transferprojekten arbeiten wir in einem interdisziplinären Team von Forscherinnen und Forschern zusammen und werden durch das Departement Pflege und Management, durch die Fakultät Wirtschaft und Soziales sowie durch das Competence Center Gesundheit (CCG) der HAW unterstützt.

Zukünftig möchten wir an die erfolgreiche Arbeit der letzten Jahre anknüpfen. Kooperatives Prozessmanagement wird auch in der Zukunft sowohl innerhalb der Gesundheitseinrichtungen als auch institutionsübergreifend eine große Herausforderung bleiben. Mit unseren wissenschaftlichen Erkenntnissen wollen wir auch in Zukunft zusammen mit unseren Praxispartnern hierfür wirksame Beiträge leisten.