Gesundheitskompetenz - was ist das eigentlich?

Lenartz beschreibt diese als das Zusammenspiel individueller Kompetenzen, die es dem/der Einzelnen ermöglichen, sich in Bezug auf gesundheitsrelevante Fragestellungen zu orientieren, Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen und entsprechend zu handeln. Sein Verständnis von Gesundheitskompetenz geht hierbei über das ursprüngliche Konzept von Health Literacy hinaus, welches Gesundheitskompetenz als reines Lese- und Rechenverständnis für Gesundheitsinformationen versteht. Entscheidend sind zusätzliche Fähigkeiten, wie die Fähigkeiten zur Selbstwahrnehmung, -regulation und -kontrolle, sowie zur Verantwortungsübernahme, Kommunikation und Kooperation und den Umgang mit Gesundheitsinformationen.

Abbildung Modellstruktur der weiterentwickelten Fähigkeiten (Dimensionen) der Gesundheitskompetenz im Kontext des Gesamtmodells, (Bart & Haß, 2022, HOOU-Plattform, CC-BY-SA 4.0)

Wie in der Abbildung zu sehen können diese in zwei Ebenen unterteilt werden. Die erste Ebene umfasst die Dimensionen Selbstwahrnehmung und Verantwortungsübernahme, wobei die Selbstwahrnehmung eine übergeordnete Rolle einnimmt. Eine hohe Selbstwahrnehmung beschreibt die Fähigkeit, ein aktives Bemühen und somit die Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. Gemeinsam aktivieren die zwei Dimensionen die zweite Ebene des Modells, welche als handlungsorientierte Ebene beschrieben wird. Durch die Fähigkeiten zur Selbstregulation, Selbstkontrolle, Kommunikation, Kooperation und zum Umgang mit Gesundheitsinformationen kann ein direktes gesundheitsförderliches Verhalten ermöglicht werden. Dadurch kann auch die körperliche und mentale Gesundheit begünstigt werden.

 

Vorteile einer hohen Gesundheitskompetenz:

Motivationale Ebene:

  • Selbstwahrnehmung: Wenn Aufmerksamkeit für die eigenen Empfindungen und Bedürfnisse besteht, kann besser auf diese reagiert werden. Das führt zu einem gesünderen Verhalten und zu einer besseren Einschätzung der eigenen körperlichen und mentalen Bedürfnisse.
  • Verantwortungsübernahme: Wenn eine hohe Verantwortungsübernahme für die eigene Gesundheit besteht, können bewusst Entscheidungen für ein gesundheitsförderliches Leben getroffen und gesundheitsbezogene Ziele formuliert werden.

Handlungsbezogene Ebene:

  • Selbstkontrolle: Bei einer gut entwickelten Selbstkontrolle können Handlungen konkurrierender Bedürfnisse und Gefühle aufrechterhalten werden – z. B. die Entscheidung, aus gesundheitlichen Gründen laufen zu gehen, obwohl die Möglichkeit, sich auszuruhen, attraktiver erscheint.
  • Selbstregulation: Bei einer gut ausgeprägten Fähigkeit zur Selbstregulation, werden im Handeln möglichst viele Bedürfnisse, Gefühle, Werte und Interessen berücksichtigt:  Ziele und Bedürfnisse entsprechen einander.  Damit einher gehen unter anderem die Fähigkeiten einer positiven Selbstmotivation, dem Treffen von Entscheidungen aus dem Bauchgefühl heraus und Fähigkeiten zur Selbstaktivierung sowie Selbstberuhigung.
  • Kommunikation & Kooperation: Sind die Fähigkeiten zur Kommunikation und Kooperation entwickelt, kann in Bezug auf gesundheitsrelevante Inhalte mit anderen Menschen wie Ärzt*innen oder Personen aus dem privaten Umfeld kommuniziert und zusammengearbeitet werden.
  • Umgang mit Gesundheitsinformationen: Bei einem guten Umgang mit Gesundheitsinformationen können relevante Informationen beschaffen und angemessen genutzt werden. Dazu gehört auch die Fähigkeit, die Informationsquelle hinsichtlich der Verlässlichkeit einschätzen zu können, oder gelesene und gehörte Informationen beispielsweise aus dem Internet oder von Bekannten kritisch hinterfragen zu können.