Wie kann eine barrierefreie Gründungsunterstützung gelingen?
Durch die Arbeit gestaltet eine Person die Gesellschaft, in der sie lebt, aktiv mit. Zudem können Erwerbstätige durch die gewonnene finanzielle Ressourcen Güter und Dienstleistungen erwerben, die ihnen ein würdiges und angenehmes Leben ermöglichen. Arbeit bedeutet also in diesem Kontext a) soziale Teilhabe und b) finanzielle Unabhängigkeit (Zapfel et al., 2022) Dazu gehört auch die Möglichkeit einer Existenzgründung – also Schaffung einer Arbeit für sich selbst und möglicherweise für andere. Deshalb streben das Gründungsökosystem und andere Beteiligte eine Erhöhung von barrierefreien Zugängen. Erste Bestrebungen sind anhand des Verbundprojekts B.E.S.S.E.R. sichtbar. Berechtigt ist also die Frage danach, welche Beiträge die Gründungslandschaft leistet, um Menschen mit Behinderungen bei ihren Gründungsvorhaben zu unterstützen.
Inwieweit eine barrierefreie Gründung gelingen kann, hängt von folgenden Aspekten ab:
Inklusive Planung: Bei der Planung des Gründungsvorhabens sollten von Anfang an barrierefreie Aspekte berücksichtigt werden. Dies umfasst die Gestaltung von
- zugänglichen Arbeitsplätzen/Co-Working-Space
- barrierefreier Kommunikation: leichte Sprache, um z.B. den blinden Menschen den Einsatz von Screen-Reader oder Vorlesefunktion zu ermöglichen; Videos in Gebärdensprache; Meta-Daten für die Beschreibung der Inhalte
Hinweis: Zusätzliche Ideen sowie entsprechende Dateien finden Sie im Beitrag Gender Mainstreaming in der Veranstaltungsplanung
Barrierefreie Informationsbereitstellung: Es ist wichtig, Informationen in verschiedenen Formaten zur Verfügung zu stellen. Zum Beispiel Infos zu Themen wie
- Unternehmensgründung
- Finanzierung & Unterstützungsmöglichkeiten
- Beratung
Hinweis: Beachten Sie dabei die Aspekte aus dem Punkt "Inklusive Planung"
Zugängliche Infrastruktur: Bei der Auswahl eines Veranstaltungsstandorts sollte in den Blick genommen werden, dass dieser für Menschen mit Behinderungen gut erreichbar und zugänglich ist. Es sei auf barrierefreie Einrichtungen wie
- Rampen
- Aufzüge
- rollstuhlgerechte Toiletten zu achten (Ist/Sind die Seife oder die Papierhandtücher gut erreichbar?
Sensibilisierung und Schulung: Es ist wichtig, das Bewusstsein für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen zu schärfen. Dazu sollten z.B. Gründungsberatende entsprechende Weiterbildungen absolvieren.
Kooperationen mit relevanten Organisationen: Organisationen, die sich schwerpunktmäßig mit der Förderung von Barrierefreiheit und Inklusion beschäftigen, verfügen über eine langjährige Expertise. Als Beispiel wäre die Schwerbehindertenvertretung der HAW Hamburg zu nennen. Solche Institutionen sollten als wertvolle Ressourcen verstanden werden. Falls Sie bestimmte Fragen haben, konsultieren Sie diese Instanzen. Beide Parteien werden von der Vernetzung langfristig profitieren können.
Barrierefreie Finanzierungsmöglichkeiten: Damit Finanzierungsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen zugänglich sind, sollten
- barrierefreie Antragsprozesse
- Finanzierung für barrierefreie Ausstattung
- spezielle Förderprogramme für Menschen mit Behinderungen etabliert werden
Fazit
Arbeit bedeutet zum einen die Möglichkeit einersozialen Teilhabe, zum anderen eine Chance zur finanziellen Unabhängigkeit. Auch Menschen mit Behinderungen sollten daher die Option haben, dieser nachzugehen bzw. sich eine zu kreieren, beispielsweise in Form einer Gründung. Um auch sie in ihrem Vorhaben zu unterstützen, sollten hilfreiche Informationen sowie Veranstaltungen barrierearm gestaltet sein.
Literaturangaben & Empfehlungen
Bauer, J., & Niehaus, M. (2013). Hochqualifizierte Menschen mit Behinderung: Ergebnisse einer regionalen Transitionsstudie von der Hochschule in die Erwerbstätigkeit. Universität zu Köln.
Zapfel, S., Zielinski, B., & Mederer, B. (2022). Barrierefrei Existenzgründen. Selbständig und erfolgreich im Erwerbsleben mit Behinderung.
Autorin
Jessica Langolf
Stand: Oktober 2023